Was es heißt, „nein“ zu sagen

Die weiße Rose – das Frühwerk von Udo Zimmermann wieder entdeckt

Bereits zum 32. Mal finden in Dresden seit dem 28. März mit Schwerpunktveranstaltungen in HELLERAU (und mit dem ursprünglichen Namen) die Tage der zeitgenössischen Musik statt. Unter der künstlerischen Leitung von Moritz Lobeck sind zahlreiche internationale und lokale Künstler:innen, einige der renommiertesten Ensembles zeitgenössischer Musik sowie außergewöhnliche Nachwuchsprojekte zu erleben: „Zeitgenössische Kunst und Musik kann gerade jetzt wichtige Funktionen für Vermittlung, für individuelles wie kollektives Kunsterleben, für neue Einblicke in Archive oder alternative Zukunftsentwürfe übernehmen“ definiert er als Aufgabe für den aktuellen Jahrgang.

Gegründet wurde das international renommierte Festival 1987 von Udo Zimmermann, der als Komponist und Musikermöglicher tiefe Spuren in der Musikwelt hinterlassen hat. Seine Geburtsstadt war wichtigster Angelpunkt seines Schaffens. Als Student an der hiesigen Musikhochschule empfing er wichtige Impulse, er lehrte hier später selbst und wirkte als Dramaturg an der Staatsoper, wo viele seiner Opern- und Konzertwerke zur Uraufführung kamen. Noch in der DDR gründete er die Tage der zeitgenössischen Musik und 2004 das Europäische Zentrum der Künste in Hellerau. Dank der unermüdlichen Aktivitäten seiner Witwe wird in Dresden nicht nur das vielfältige Erbe von Udo Zimmermann aufbereitet, sondern durch verschiedene Aktivitäten auch lebendig und erlebbar gestaltet. So stiftete sie der Hochschule für Musik Dresden eine Udo-Zimmermann-Gastdozentur in der Fachrichtung Neue Musik, die mit Kompositionsunterricht, öffentlichen Workshops und Konzerten verbunden ist. Im Archiv der HfM wurde auch das Aufführungsmaterial von Zimmermanns erster Oper „Die weiße Rose“ wiederentdeckt, die er 1967 als Diplomarbeit mit Orchester und einem elfköpfigen Solistenensemble vorlegte. Sie wurde vom damaligen Opernstudio der HfM im Kleinen Haus mit Erfolg uraufgeführt, verschwand dann aber in der Versenkung. Zimmermann selbst beschäftigte der Stoff weiter. 1986 entstand als sein letztes Bühnenwerk die Kammeroper „Weiße Rose“ für zwei Gesangssolisten und Kammerorchester. Es gehört mit über 250 Neuproduktionen zu den meistgespielten zeitgenössischen Musiktheaterwerken und hält die Erinnerung an den Widerstandskampf und die mutige Tat der Geschwister Sophie und Hans Scholl auf den Theaterbühnen wach.

Vor dem Hintergrund des Kriegsendes vor 80 Jahren bereitet die heutige Opernklasse der HfM Dresden eine Neuinszenierung des Frühwerks von Udo Zimmermann vor, um damit „bewusst ein Zeichen der Erinnerung an das unermessliche Leid zu setzen, das im Nationalsozialismus den Juden, den als ‚lebensunwert‘ Diffamierten sowie Andersdenkenden zugefügt worden ist“. Ergänzt mit neueingefügten Chorensembles der südkoreanische Kompositionsstudentin Jiyoung Yoo kommt die Koproduktion mit der Hochschule für Bildende Künste Dresden und dem Staatsschauspiel Dresden im Rahmen der Tage der zeitgenössischen Musik am 12. April im Kleinen Haus zur Premiere und wird nicht nur aus musikhistorischer Sicht mit Spannung erwartet: "In meiner ersten Oper, einer Oper über den christlichen Widerstandskampf der Geschwister Sophie und Hans Scholl, München 1943, habe ich versucht, für mich psychisch und physisch erfahrbar zu machen, was es heißt, ‚nein‘ zu sagen, ‚nein‘ zu sagen in einer Welt voller Lügen, voller Intoleranz, voller Opportunismus." So Udo Zimmermann 1991 in seiner "Rede über Deutschland.
Isolde Matkey

Die weiße Rose Oper von Udo Zimmermann, Libretto Ingo Zimmermann, ML: Franz Brochhagen, R: Susanne Knapp. Premiere: 12. April 2025 (ausverkauft). Kleines Haus. Weitere Vorstellungen: 13./17./25./29.4. sowie 9.,/12./22. Mai 2025
www.staatsschauspiel-dresden.de