Von der Couch nach Guatemala
Bei "Streifen": „Ixcanul – Träume am Fuße des Vulkans“ im objekt klein a
Kurz nach einem der lang ersehnten Regengüsse dieses Sommers kommen wir auf der Meschwitzstraße an. Das Ziel ist das objekt klein a. Unauffällig liegt der Eingang in einem großen Hof im Industriegelände. Nicht weit davon zu finden ist der Club Paula, welcher sich hinter der nächsten Kurve verbirgt. Ein weiterer unmittelbarer Nachbar, dem man gern mal über die Straße zuwinkt, ist das Zoundhouse. In diesem musikalischen Einzugsgebiet laufen wir nun durch einen eingezäunten Weg, der uns zum Eingang führt. Von weitem hört man schon einen Mitarbeiter des Clubs das Regenwasser die Treppenstufen herunterkehren. Er begrüßt uns nett und hört für kurze Zeit auf, den Besen zu schwingen, um uns durchzulassen. Oben an der Kasse angekommen, sind wir nicht die Einzigen, die auf den Einlass warten. Die Kassiererin gibt uns noch die Information, dass sich der Start aufgrund des Wetters um eine halbe Stunde verzögern wird. Aus Kulanz für die Gäste, die sich erst nach dem Schauer auf den Weg machen wollen. Nette Geste. Also noch etwas mehr Zeit, sich das Gelände genauer anzuschauen und mal in jeden Winkel zu blicken, den man hier so liebevoll gestaltet hat. Wir laufen den leichten Hang hinunter und folgen weiteren Gästen in den Kinosaal. Normalerweise wird das neue Sommerkino „Streifen“ im Außenbereich aufgeführt, aber aus gegebenem Anlass will man es heute bei der Aufführung im Inneren belassen. Eine Riesenauswahl an Sitzmöglichkeiten wird uns geboten. Von Strand- und Klappstühlen über Teppiche bis hin zum Sofa. Alles dabei. Und da wir zu den ersten Zuschauern gehören, gönnen wir uns natürlich eine alte Couch.
Die alte Industriehalle mit all ihren Verkleidungen und Besonderheiten strahlt ein bezauberndes Flair aus. Lebhafte Lichter bestrahlen die mühsam zusammengebauten Sitzecken mit ihren bunten Dekorationen. In den Gängen sorgt eine alte Lüftung immer noch für die Lautstärke. Aber jetzt wird sie ausgestellt, denn langsam naht der Anfang und der umfunktionierte Floor füllt sich mit allerhand jungen Gästen. Zur Einleitung des Themenabends beleuchtet „Studieren ohne Grenzen Dresden“ mit einem halbstündigen Vortrag die Situation in Guatemala und erzählt über ihr Engagement in diesem Land. Wir werden über die Unterschiede in der Bildung zwischen Indigenen und Latinos und ihrem dort angespannten Verhältnis zueinander aufgeklärt – und kommen zum Hauptpunkt des Abends. „Ixcanul – Träume am Fuße des Vulkans“. Der Film handelt von der jungen Maya-Frau María. Sie träumt von der Freiheit, welche sie hinter dem Vulkan Ixcanul vermutet. Weg von dem Kaffeeanbau und der Zwangsehe mit Vorarbeiter Ignacio. Die gleichen Pläne besitzt auch der Plantagenarbeiter Pepe. Als er sie jedoch schwanger am Fuße des Vulkans zurücklässt, nimmt das Leben seinen Lauf.
Der Film lässt das Publikum lachen, als das Vieh der Bauern mittels Rum zur Fortpflanzung gebracht wird. Aber auch dem Anblick eines quiekenden Schweines, dem das Messer an die Kehle gesetzt wird, müssen die Gäste standhalten. In der Szenerie und der Hauptdarstellerin liegt Schwermut, die Ereignisse lassen kaum etwas anderes zu. Sehenswert ist dieser Film trotzdem allemal. Er zeigt eine Lebensweise, die man nicht unbedingt auf dem Schirm hat, deshalb ist es wichtig, dass sie erzählt wird.
Nach dem Film spaltet sich das Publikum. Einige verweilen noch für einen Drink und eine Selbstgedrehte, andere bewegen sich schon in Richtung Fahrrad und Auto – das Ende um 0 Uhr ist für Berufstätige meist schon mit Schlafentzug verbunden. Trotz dessen war der zweite „Streifen statt Streamen“-Filmmittwoch eine wundervolle Abendbeschäftigung für alle.
Die nun folgenden August-Mittwoche bringen »Hamburger Gitter« (7.8.), »Die Mission der Lifeline« (14.8.), »Rauschen im Tal« (21.8.) sowie eine Kurzfilmnacht des Filmfestes Dresden (28.8.).
Jenny Schmidt
Ixcanul – Träume am Fuße des Vulkans 31. Juli im objekt klein a