Türen öffnen sich zur Stadt

The Doors Alive waren im Beatpol

Es ist Freitagabend, ein laues Lüftchen weht und der Beatpol ist reichlich zur Hälfte mit Menschen gefüllt, überwiegend die reifere Jugend zwischen 40 und 50. Jim Morrison wäre heute schon jenseits der 70 und im Publikum eigentlich niemand, der The Doors hätte im Original sehen können. So speist sich die Vorfreude also nur aus medialen Einflüssen, die Musik aus der Konserve und natürlich Oliver Stones Film von 1991. Oder man war schon im letzten Jahr Gast der Tribut Band aus UK, als sie im Ostpol spielte. Augenzeugen berichten von guter Musik, dichtestem Gedränge und klimatischen Verhältnissen wie 1967 im Dschungel von „Khe Shan und Lan Doc, ...wo diese jungen Männer ihr Leben gaben...so auch Donny. Donny, der das Bowlen liebte.“ Aber ich schweife ab (googeln sie das Zitat, wenn sie Lust haben).

Nun, also diesmal gab es keine Gluthölle, sondern angenehme Temperaturen und eine Band in bester Spiellaune, der man im Miteinander nicht ansieht, dass sie schon seit einigen Jahren mit ihrem Programm unterwegs ist. Wirklich neue Stücke kann man ja leider nicht erwarten. Dafür kommt dann auch mal eine kleine Textpassage von Depeche Mode mit in den The-Doors-Klassiker – die emotionale Überschneidung im Publikum sollte gegeben sein. Um den Sänger und das optisch tatsächliche Jim-Morrison-Double Mike Griffioen tummeln sich Schlagzeug, E-Bass und Orgel. Und es geht ein wohliges Raunen durch den Saal, wenn der Basslauf zu „Riders on the Storm“ beginnt und die Orgel dazu, wie sanfte Regentropfen, einsetzt. Stimmlich ist Griffioen tatsächlich nahe am Original, auch, wenn es diesmal nicht ganz für die höheren Passagen gereicht hat. Dafür sitzt jeder Schrei, jede Geste, ohne aufgesetzt zu wirken. Bei „Light my Fire“, in der sportlichen 20-Minuten-Version, verlässt er sogar die Bühne, vielleicht, um mal mit Kamille zur gurgeln – die Bandkollegen füllen die Zeit virtuos.

In der ersten Reihe sind, auch bei der (nur) Tribute Band, überwiegend Damen, die sich verzückt im Takt wiegen, aber heutzutage steht eben auch ein mittelalterlicher Herr in engen Jeans und Rocker-T-Shirt dahinter und schmiegt sich an die Mutti. Auch mag keiner einen Joint rumgehen lassen, dafür leuchten die Handys im Dunkel. Die 60er sind eben vorbei, Baby! Durch die ausgedehnten Langversionen mancher Stücke, ist das Konzert nach knapp zwei Stunden überraschend vorbei, obwohl der eine oder andere Hit noch erwartet wurde. „The End“ ist auch das Ende in der Zugabe, natürlich wieder extra lang.
Pinselbube

The Doors Alive 10. Mai, Beatpol