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Die Dresdner Schmalfilmtage werden volljährig

Anders als etablierte Bildmedien wie Fotografie, 35-mm-Film oder auch Videoproduktionen hatte es der Schmalfilm immer schwer, einen geeigneten Präsentationsrahmen zu finden. Und das, obwohl er – ganz ähnlich wie die Fotografie – vor allem in den ersten zwei Dritteln des 20. Jahrhunderts eine außerordentliche gesellschaftliche Verbreitung und Popularität fand und nicht zuletzt zahlreiche Künstler inspirierte. Der Schmalfilm – egal ob 8, 9,5 oder auch 16 mm – war und ist ob seines vergleichsweise preiswerten Materials und der dadurch von finanziellen Zwängen befreiten unabhängigen Produktionsweise ein einzigartig demokratisches Medium und bleibt dabei zudem von der ungezügelten Bilderflut im Videobereich verschont. Derzeit keimt sogar eine zarte Schmalfilm-Renaissance – mit neuen Produktionslinien und Laboren.

Das Nischendasein hat jedoch einen entscheidenden Nachteil: Durch das Fehlen von Abspielorten drohen viele private oder künstlerische Filmaufnahmen, einzigartige sozial- und filmgeschichtliche Zeugnisse, für immer in der Versenkung zu verschwinden. Das dachten sich wohl Ende der 1990er Jahre auch ein paar Enthusiasten des ehrenamtlich betriebenen Kinos Quasimodo im riesa efau, hoben die »Dresdner Schmalfilmtage« aus der Taufe und gaben dem Medium seither alle Jahre wieder für drei aufregende Tage einen würdigen Rahmen.

In Januar nun werden die Schmalfilmtage 18 Jahre alt, also quasi volljährig, getragen sind sie noch immer von viel freiwilligem Engagement, von Filmemachern, Kulturinteressierten und Filmliebhabern. Seit 2005 findet das kleine Festival in der Motorenhalle statt, 2017 eingerahmt von einer Plakatausstellung. Zu den wichtigsten Programmpunkten vom 19. bis 21. Januar gehört diesmal »American Independents – Pioniers of African-American Cinema«, ein filmgeschichtliches Projekt, das sich frühen afro-amerikanischen Filmen widmet. Kuratiert von der Spanierin Garbiñe Ortega, wird derzeit weltweit eine Reihe mit Arbeiten des amerikanischen Filmmemachers Bruce Baillie vorgestellte, nach dem Lincoln Center in New York und der Tate Modern in London nun hier in Dresden. »Feminelli«, ein über zehn Jahre entstandenes Projekt zu den Feminelli und ihrem Hermaphroditen-Kult in Neapel – 2015 als bester deutscher Experimentalfilm ausgezeichnet – wird in Anwesenheit von Regisseur Nino Pezella zu sehen sein.

Daneben gibt es einen Filmworkshop, ein Kinder-Mit-Mach-Studio und natürlich darf auch der traditionelle Internationale Wettbewerb nicht fehlen. Aus einer steigenden Zahl an vielfältigen und qualitatativ hochwertigen Einreichungen wählte eine Sichtungskommission elf Arbeiten aus, die sich um den Jury- und den Publikumspreis bewerben.
Angela Stuhrberg

18. Schmalfilmtage Dresden
19. bis 21. Januar, Motorenhalle, www.schmalfilmtage.de