Solidarisiert Euch!
Das 37. Filmfest Dresden vom 8. bis 13. April
In Zeiten, da die Welt aus den Fugen zu geraten scheint und Stadt und Land die Moneten auszugehen drohen (wurde nicht gerade eine Milliardensause beschlossen?) könnte der Titel eines der diesjährigen Sonderprogramme – »Solidarisiert Euch!« – eigentlich als Motto über dem gesamten Filmfest stehen. Denn wenn das Geld knapp ist, wird traditionell zuerst bei den unwichtigen Dingen gespart. Wer braucht schon diese – wie heißt das noch gleich? – ach ja: Kultur (Ironie aus). Und so trifft es natürlich auch das Filmfest in seinem 37. Jahr, und zwar nicht nur in der reduzierten Preissumme. Sowohl auf städtischer, wie auch auf Landesebene stehen im schlimmsten Fall existenzbedrohende Kürzungen im Raum, und die endgültige Höhe der Fördergelder (und damit auch der Kürzungen) wird zudem erst im Sommer feststehen, also nach dem Festival. Good Luck! (und nochmal: Ironie aus)
Von dem baumelnden Damoklesschwert über ihren Köpfen haben sich die Filmfestmacher:innen (13 Frauen, fünf Männer, ein Hund) zum Glück nicht abschrecken lassen und dem geneigten und hoffentlich zahlreichen Publikum auch dieses Jahr ein mit rund 380 kurzen Spiel- und Animationsfilmen aus aller Welt volles und facettenreiches Programm zusammengestellt. Im Mittelpunkt stehen wie immer die Wettbewerbe: international, national und mitteldeutsch. Insgesamt 67 Filme aus 34 Ländern konkurrieren um die »Goldenen Reiter« und weitere Auszeichnungen, die von acht unabhängigen Jurys (14 Preise) sowie vom Publikum (drei Preise) vergeben und am 12. April in der Schauburg verliehen werden. Die Gesamtpreissumme ist zwar leicht (um 1500 Euro) auf 70.500 gesunken, neu dazugekommen ist allerdings der mit 500 Euro dotierte und von Jens Roth – rothcoaching Berlin gestiftete Publikumspreis im Mitteldeutschen Wettbwerb. Neben der Schauburg fungieren in diesem Jahr 14 weitere Veranstaltungsorte als Festival-Locations. Auf dem Schlossplatz findet das kostenfreie Kurzfilm-Open-Air statt und das Alte Wettbüro beherbergt das Gästezentrum.
Das umfangreiche Rahmenprogramm mit 32 Sonderprogrammen kann an dieser Stelle nur angerissen werden. Der bereits erwähnte Themenschwerpunkt »Solidarisiert Euch!« wartet gleich mit vier Unterschwerpunkten auf. Unter Mitwirkung von Gastkurator:innen wurden Filmprogramme zu den ökologischen Krisen des Planeten, zu Sprache im postmigrantischen Europa, Diskriminierung und Resilienz aus Rom:nja-Sicht sowie zu einem unter Migrations-Erfahrungen neu gedachten Heimatbegriff zusammengestellt. Der »Diskurs Europa« stellt in zwei Lessons »Swedes vor Beginners« vor, der traditionelle »Focus Québec« steht unter der Überschrft »Women, Diversity, Power«, und der »Regionale Focus« kommt »Sagenhaft sorbisch« daher. Die Retrospektive »Notizen aus dem Bruderland« beleuchtet Werke von Filmschaffenden mit migrantischer Perspektive auf die DDR und das Experimente-Programm ist den »Naturgewalten« gewidmet. Die Kompilationen »Animated 1 & 2« präsentieren »Frames of Resistance« und »Tricks im Wandel – Innovatives aus dem Dresdner DEFA-Studio«. Für das jüngste Kurzfilm-Publikum gibt es drei Kids- und zwei Jugendprogramme mit anschließenden Filmgesprächen. Nicht zuletzt ehrt das Filmfest die diesjährige Kulturhauptstadt mit dem Tribut »Chemnitz total – die bizarre Welt der Chemnitzer Filmwerkstadt«. Was noch? Die Late-Night-Specials »Cinema Digestif« im Thalia, das Kurzfilmbingo in der Groovestation, eine Matinee mit der von Balance Film fürs TV produzierten Serie »Auf Fritzis Spuren – Wie war das so in der DDR«. Außerdem Talks rund um Solidarität, eine Marsterclass mit dem israelischen Animationsfilmer Tomer Eshed und die Festival Drag Party »Together we shine«.
Das vollständige Programm gibt’s gedruckt und auf der Filmfest-Homepage, erste Einblicke bietet die traditionelle Programm-Preview am 3. April im Thalia. Tickets sind bei saxticket in der Schauburg und online erhältlich.
Angela Stuhrberg
37. Filmfest Dresden 8. bis 13. April 2025, www.filmfest-dresden.de