Sich regen bringt Serkowitzern Segen
Eine neue Heldenoper für die Saloppe
Die Serkowitzer Volksoper ist ein echtes Kleinod im Dresdner Theaterleben. Ohne ästhetisches Vorbild und doppelten (institutionellen) Boden, dafür mit viel einschlägiger Erfahrung und Herzblut gründete sich das Ensemble im Jahr 2011. Seitdem schreiben die MacherInnen auf ihre Fahnen und in den Programmheften vom »bedingungslosen, unkonventionellen und barrierefreien Musiktheater«.
Die Köpfe des freien Ensembles sind Wolf-Dieter Gööck und Milko Kersten, zwei erfahrene Dresdner Kulturarbeiter, deren besonderem Charme, Witz und Arbeitswillen SängerInnen, MusikerInnen und sonstiges Theaterpersonal jedes Jahr aufs Neue für eine lange Probenphase und kurze Musiktheatersaison im Freien verfallen. Hochgestecktes Ziel ist dabei eine jährliche Neuproduktion. Und so erfreute die Serkowitzer Volksoper das Publikum (zunehmend auch auf Gastspielreisen) mit »Präludium und Unfug« (Bachs Bauernkantate und Kaffeekantate erhoben in den Rang des Musiktheaters), »Orpheus in der Unterhose« (Werke von Gluck und Offenbach in eine Crossoper verpackt) oder »Die Entführung auf dem jahrmarkt« (Goethe und Mozart zu einer Kabarett-Oper verwoben). »La Deutsche Vita«, eine Verweigerung nach Büchner, war der letzte Streich der Serkowitzer in ihrer Dauerresidenz Saloppe mit fast durchgängig ausverkaufen Vorstellungen.
Regisseur, Sänger und Schauspieler Wolf-Dieter Gööck verantwortet in diesem Produktionsteam die Texte und Dramaturgie der Inszenierungen, die musikalische Bearbeitung sowie die Leitung liegen in den Händen des Dresdner Dirigenten Milko Kersten, der für die Realisierung aus freischaffenden MusikerInnen das Ensemble Musi nad Labem zusammenstellt. Hinter allem Witz und manchmal auch Klamauk der musikalischen und szenischen Interpretationen steht ein hoher professioneller Anspruch, dem sich die Macher, gerade in der von musikalischer Hochkultur geprägten Landeshauptstadt, bei ihren Aufführungen verpflichtet fühlen. Seit 2011 werden sie dabei von einem Verein begleitet. Unter der Leitung von Falk Joost, den sein künstlerischer Weg in den Chor der Semperoper führte, unterstützt der Verein die Serkowitzer Volksoper bei allen organisatorischen wie finanziellen Fragen. Und reichlich selbstgebackener Kuchen und kühle Getränke zur Premiere sind auch immer gesichert.
Am 12. August nun startet auf der Zirkuswagenbühne in der Saloppe die neue Sommerproduktion »Romulus der Große – Eine barbarische Hühneroper nach Dürrenmatt und Händel«. Die Autoren wagten sich daran, Dürrenmatts epochales, wortgewaltiges Stück operesk umzuschreiben und kombinierten den einen Großmeister der Bühnenkunst mit einem Riesen des Musiktheaters: Georg Friedrich Händel. Aus dessen barocker Heldenoper »Julius Cäsar« entlehnte Milko Kersten verschiedene Musikstücke, die er den SängerInnen und seiner Musi nad Labem auf den Leib umkomponierte.
Besonderes Augenmerk richten die Serkowitzer auf ihr Bühnendekor, das dem jeweiligen Inhalt ihrer Stück stilistisch überzeichnet immer noch eins draufzusetzen weiß. Mit der jungen Anna Brotánková gibt es in diesem Jahr eine neue Bühnen- und Kostümbildnerin. Ihre Ausstattung verspricht die kleinbürgerliche und groteske Darstellung des Pomps und der Pracht eines zusammenbrechenden Weltimperiums.
Auf der Bühne spielen neben Wolf-Dieter Gööck und dem langjährig erfolgreichen Serkowitzer SängerInnen-Trio Marie Hänsel, Dorothea Wagner und Cornelius Uhle zwei Neuzugänge der Compagnie: die weit über Dresden hinaus bekannte Altistin Julia Böhme und, noch studierend, die junge Sopranistin Viola Michalski. Der Vorverkauf für die acht Vorstellungen 2019 läuft und sei unbedingt empfohlen. Gespielt wird bei jedem Wind und Wetter. In diesem Jahr gibt es fürs Wohlbehagen und zur Freude des verehrten Publikums neben Musik, Gesang und Szene noch »was für den Arsch: das Serkowitzer Volkskissen«.
IsMa
Romulus der Große – Eine barbarische Hühneroper
Nach Dürrenmatt und Händel, Inszenierung der Serkowitzer Volksoper
Musikalische Leitung. Milko Kersten, Regie: Wolf-Dieter Gööck, Saloppe.
Vorstellungen am 12., 14., 19., 21., 25., 26. August und am 1., 2., 4., 8. September
www.serkowitzer-volksoper.de