Retro-Renaissance

"Abgestaubt" ist eine feste Größe in Sachen Vintage-Kleidung und Second-Hand-Möbel

Tom Schmid

Manche nannten Paula und Tom Sammlerinnen. Manche bezeichneten sie einfach nur als etwas bescheuert. Wie auch immer. Es musste sich was ändern! Tom Schmid lächelt versonnen in sich hinein, wenn seine Gedanken in die Vergangenheit schweifen. Da ist die Begeisterung für kultige DDR-Möbel, welche ihn seit seiner Kindheit begleitet. Und da ist das Faible für Haushaltsauflösungen, das seine Freundin Paula Klepin leidenschaftlich mit ihm teilt. Nahezu jedes Wochenende ging das Vintage-Pärchen mit dem alten Golf samt Anhänger auf die Piste, um in Dresden und Umgebung versunkene Schätze zu heben: gemütliche Drehsessel aus den Siebzigern, geschliffene Spiegel aus den Fünfzigern, schnörkellose Tischlampen aus der Bauhaus-Ära.

Schnell waren die eigenen vier Wände rappelvoll und aus der privaten Leidenschaft für schöne alte Dinge wurde eine smarte Geschäftsidee.
Paula und Tom mieteten sich vor drei Jahren im Industriegebiet Räume, stellten ihre fesch inszenierten Nachtschränke, Kommoden und Schreibtische unter dem Label »Abgestaubt« ins Netz und verkaufen seither mit großem Erfolg über Instagram und Ebay Kleinanzeigen.

Im Dezember 2022 schaltete »Abgestaubt« dann einen Gang höher. Auf 150 ausgebauten Quadratmetern entstand ein kleines feines Reich mit Bar, Lümmelecke und Toiletten. Hier lädt das »Abgestaubt« zum tiefengechillten »Vintage am Samstag«. Im Gelände der Meschwitzstraße 13 trifft man Gleichgesinnte, lässt es sich einmal im Monat bei Limo, Kaffee und Second-Hand-Kuchen von Tag 2 entspannt zwischen entzückenden Sammeltassen und lässigen Klamotten nach dekorativen Unikaten stöbern.

Kleidung ins Sortiment zu nehmen, war immer Tom Schmids Traum. Eine Idee, die so gut funktionierte, dass das »Abgestaubt« Anfang des Jahres die Zündstufe III in Angriff nahm: ein kleiner Pop-up-Second-Hand-Store auf der Kamenzer Straße 20. Den ganzen April verkündeten bunte Luftballons am Eingang die Retro-Renaissance, luden gebrauchte Röcke, Jacken und Schuhe zum Anprobieren. Stylische Wohnaccessoires, Plakate und handgemachter Schmuck ergänzten das Repertoire. Der Ansturm ließ nicht lange auf sich warten. Für Paula und Tom indes war von Anfang an klar, dass der Miniladen als Testballon durchgeht. Zu viele Fragezeichen gab es im Vorfeld. Läuft so ein Laden überhaupt? Welche Angebotspalette braucht es? Kommt genügend Ware über die Kunden hinein? Immer erfolgt das Ordern des Kleider-Sortiments ausschließlich über Kommissionsware der Kundschaft.

Bereits Mitte April stand fest: Der Standort läuft besser als erwartet, da die Altersstruktur in der Neustadt so gut durchmischt ist, das hier eine breitere Modepalette funktioniert als im Industriegelände. Nun sind Paula und Tom auf der Suche nach einer neuen, größeren Lokation im Szeneviertel. Dort soll es dann auch Imper-Cycling-Textilien geben, Gewandungen also, welche zu hundert Prozent aus recycelten Materialien angefertigt wurden.

Wir dürfen also gespannt sein, wo »Abgestaubt« demnächst wieder auftaucht und welche Preziosen bis dahin von den zwei Mittzwanzigern fleißig abgestaubt wurden.
Mutti

Abgestaubt
www.abgestaubt-dresden.de/
www.instagram.com/abgestaubt.dresden/