Papageno als Gestiefelter Kater

Die Serkowitzer Volksoper bedient sich bei den Brüdern Grimm und erzählt vom 3. bis 7. August in der Saloppe die Märchen in Mozarts »Zauberflöte« neu

Das Podium im lauschigen Garten der Saloppe-Sommerwirtschaft hat schon allerlei gesehen – nun mutiert es gleich in den ersten Tagen des Monats August gar zur Opernbühne. Gewissermaßen dank der Sparsamkeit des Landes Brandenburg und des störrischen Optimismus von Wolf-Dieter Gööck und Milko Kersten, denen in Dresden noch das Echo des kleinen Geniestreichs »Durch die Wälder, durch die Aua – eine deutsche Kummeroper nach Webers Freischütz« nachhallt. Seither ist reichlich Wasser an der Saloppe vorbeigeflossen, und ihre Projekte realisierten Gööck und Kersten vorzugsweise im Branitzer Schlosspark beim Lausitzer Opernsommer. Bis dieser im Vorjahr wegen Geldmangels erst ausfiel und dann endgültig abgesagt wurde. ###MORE###

Doch das Duo dachte nicht daran, deswegen eine lange gehegte, seit drei Jahren intensiv verfolgte Idee zu begraben: »Müllerbursch und Zauberflöte – eine Märchenoper nach Mozart und den Brüdern Grimm«. Die frisch gegründete Serkowitzer Volksoper und das Orchester Musi nad Labem, kein Auffangbecken etwa für das der Landesbühnen, sondern eine nur fünfköpfige Band, probten seit Wochen an der Inszenierung, die genau in diese locker und nicht hochfeine Atmosphäre passen soll. Eher ungewollt freilich als Alternative zu den Zwingerfestpielen, mit denen man nicht viel mehr als die Ausstatterin Ella Späthe gemein hat. Am Fuße der Elbschlösser sind keine Sponsoren-Millionen im Spiel; nur großzügige Konditionen der gastgebenden Waterloo Produktion sowie der Technik-Verleiher Neumann & Müller machen künstlerische Hingabe überhaupt möglich. Dafür geht es bei reichlich 300 statt 1.900 Plätzen zwar intimer, aber nicht exklusiver zu, denn die Kartenpreise stehen im gleichen Verhältnis – ein echtes Familienangebot.

Wer allerdings eine schräge Parodie erwartet, der irrt. Gewaltig, verspricht Regisseur Gööck. »Was wir machen, ist wirklich Oper, und wenn es gelingt, intelligente Unterhaltung.« Er habe die Bezüge zu Wiener Märchen in Schikaneders Libretto durch Figuren und Motive aus zwei Märchen der Brüder Grimm ersetzt und erzähle damit eine schlüssige neue Geschichte. Kersten als musikalischer Leiter schwört, er verwende ausschließlich und vollständig die Noten Mozarts, der auch selbst gelegentlich seine großen Werke für kleine Besetzung »auf die Harmonien gesetzt« habe.

Vogelfänger Papageno wird also nun zum Kater, der Rebhühner für Paminas respektive Schneewittchens böse Stiefmutter fängt. Die begnügt sich aber nicht mit »Spieglein, Spieglein an der Wand«, sondern wird auch die berühmte Arie der Königin der Nacht original hören lassen. Maria Perlt ist die junge Sängerin, die vor kurzem zwar noch bangte, ob sie die Rolle mit dem gefährlichen Image »in ihren Körper bekommen« würde, vor der geforderten Höhe bei den Koloraturen aber gar nicht zittert, da setze sie eher noch eins drauf. Wie alle anderen Sänger, von denen zwei wie sie noch Studenten sind, begreift sie die Aufgabe als besondere Chance. »Viele Absolventen bekommen heute nicht einmal die des Vorsingens an einem Opernhaus«, weiß Gööck, der wie Kersten schon lange als Lehrbeauftragter an der Dresdner Musikhochschule tätig ist. Seit Jahren und nun im Ensemble der Serkowitzer Volksoper arbeiten sie mit Studenten und Absolventen vereint, die durch besonderes  Talent und Interesse auffielen.

Für Steffen Grosche als Chef der Waterloo Produktion passt die neue Komponente genau ins Konzept der Vielfältigkeit in der Sommerwirtschaft. Wenn sie sich mit des Wettergottes Hilfe bewähren sollte, habe er noch genügend Ideen im Kopf. Ganz aus eigener Kraft und auf eigenes Risiko der Macher wird es keine Wiederholung geben. »Wir wollen aber erst einmal zeigen, was geht und nicht gleich nach Geld fragen«, erklärt Gööck. »Aber nur zum Einstieg, denn so einfach kann man die öffentliche Hand nicht aus ihrer Verantwortung entlassen.«
Tomas Petzold

Müllerbursch und Zauberflöte – eine Märchenoper nach Mozart und den Brüdern Grimm Inszenierung der Serkowitzer Voksoper,3. bis 7. August, 20 Uhr, Saloppe
www.serkowitzer-volksoper.de