Olafs Eleven
Das Festival HumorZone geht vom 12. bis 16. März in die erste Schnapszahl-Ausgabe
Wenn Berlin seinen Goldenen Bären hat und Cannes seine Goldene Palme, dann hat Dresden im März jedes Jahres den Goldenen Olaf. So darf man das güldene Logo-Reiterchen durchaus interpretieren, denn schließlich ist der Schirmher des Comedyfestivals HumorZone niemand Geringeres als Olaf Schubert. Und auch wenn er – mit Ausnahme der Abschluss-Gala-Moderation und der TV-Aufzeichnung von »Olafs Klub« – nicht selbst mit seiner Show am Start ist, so schwebt er doch als gute Seele über dem Geschehen und pullundert kognitiv die Dresdner Lach-Festspiele, die vom 12. bis 16. März in ihren elften Jahrgang gehen.
Dass die HumorZone längst ein Flaggschiff des Genres geworden ist, ist kein Geheimnis, ebenso nicht, dass viele Comedians besonders gern hierherkommen. Denn die Crew um Katina Haubolds Agentour, Ausrichter des Ganzen, macht hier nicht einfach business as usual, sondern legt ein Ausmaß an Betreuung und Umhegung an den Tag, das seinesgleichen sucht. Kein Wunder, dass sich die Künstlerinnen und Künstler gern nach der Show noch zum allabendlichen fröhlichen Miteinander shutteln lassen. Und es ist gerade diese aufwendig erarbeitete Wohlfühlatmosphäre, die die HumorZonenden wiederum zu besten Performances trägt.
Und so gibt es sage und schreibe 67 Shows an nur fünf Tagen, von denen Mitte Februar schon 22 ausverkauft waren und einige im Status »Restkarten« standen. Josef Hader, Matthias Egersdörfer, Rolf Miller, Michaek Mittermeier, Der Tod, Alain Frei, Bodo Wartke, William Wahl, Jochen Malmsheimer, Abdelkarim, Eure Mütter oder Lisa Eckhart sind ebenso sold out wie die Mixed Shows Gala, Migrantenscheune, Nightwash oder Zotenzone. Oder die Comedy-Liedermacher von Reis Against The Spülmaschine: Sie feierten im letzten Jahr einen derartigen Publikumserfolg, dass die Tickets für diesjährige Konzert in der GrooveStation innerhalb kürzester Zeit vergriffen waren.
Aber neben all dem Hitpotenzial ist die HumorZone vor allem auch die Möglichkeit, Neues zu entdecken. Und da schauen wir mal in den Ostpol. Hier gibt es die Dresden-Premiere von »Auf nach Bora Bora« mit – natürlich – Bora (13.3.). Seine Alltagsgeschichten stecken voller Impro und enden nicht selten wie eine Abrissbirne, die auf einen Kuchen fällt. Oder nehmen wir Jochen Falck mit seinem »Betreuten Lachen« (14.3.). Bei seinen Vorstellungen verbindet er Artistik, Humor und alles was ihm sonst noch begegnet zu einer sehr ungewöhnlichen Show zwischen Comedy und Varieté. Ebenfalls in den Ostpol kommt mit Mago Masin ein guter Bekannter. »Kleinkunstflieger« heißt das neue Progamm (14.3.), in dem man nie weiß, was als Nächstes passiert. Hat er jetzt wirklich ein Getränk aus dem Publikum stibitzt? Ausschlafen kann Mago Masin jedenfalls nicht, denn bereits 14 Uhr am nächsten Tag steht sein Kinderlieder-Mitmach-Konzert auf dem Programm. »Gesammelte Abrissbirnen« gibt es dann am Abend mit Sascha Thamm (15.3.). Die Presse schreibt von einer »brachialen Pointendichte« und »Schnappatmung beim Publikum«. Am selben Abend beschwört Berni Wagner »Monster«, natürlich nur seine inneren. Der Österreicher überzeugt mit sprachlichem Slapstick und verbalem Jiu-Jitsu. Die Ostpol-Nacht beginnt dann 30 Minuten vor der Geisterstunde mit der FlachewitzZone und der anschließenden TrashDisco. Den Ostpol-Reigen beschließt dann am Sonntag Fee Brembeck (16.3.) mit »Erklär’s mir, als wäre ich eine Frau«. Die Münchnerin ist nicht nur Autorin, Slampoetin und Opernsängerin, sondern auch Expertin darin, ihre Expertise abgesprochen zu bekommen. Darum geht es im Programm genauso wie um Topmodels, Operndiven und Lyrik in der Disco.
Schauen wir noch in eine andere der kleinen Spielstätten, ins Projekttheater. »Play Hard« sagt hier Kristina Bogansky (13.3.). Der Gewinnerin des Nachwuchspreises der HumorZone 2024 ist kein Thema ist zu banal – von Gangsta-Rap über Happy End bis hin zu Liebeskummer. Musik-Comedy gibt es dann mit dem Duo Mackefisch (14.3.). Bei Lucie Mackert und Peter Fischer und ihrem »Komplizirkus« hüpfen schwere Gedanken zu mitreißender Musik durch sprühende Reifen, wird mit guten Ideen jongliert, und man merkt: Nach einem Abend mit Mackefisch trägt sich die Last der Welt einfach deutlich leichter. Maxi Beier hingegen beantwortet in »Love & Order« (15.3.) Fragen wie: Warum gibt‘s Liebende so selten als Paar? Was ist des Putins Kern? Wie viel Tierliebe ist noch keine Sodomie? Ist da mehr zwischen Mann und Frau als Transsexuelle? Ist die Ampel ein flotter Dreier oder einfach nur ein Verkehrshindernis? Sind wir noch zu retten? Wenn ja, warum? Das Projekttheater-Programm beschließt Sebastian Krämer mit »Im Glanz der Vergeblichkeit – Vergnügte Elegien« (16.3.). Wie kein anderer verbindet Krämer stilübergreifende Musik mit einer Puppe im Garten, einer Skulptur von Barlach, mit Kindern einer geläuterten Hexe im Linienbus, einem Mops oder Bienenstich.
Die dritte der »kleinen Spielstätten« ist der Bärenzwinger. So hat der Studentenklub Thomas Nicolai zu Gast mit »Kamisi – Irren ist männlich!« (14.3.). In seinem neuen, rasant-komischen Programm wechselt der Parodist, Sprechkünstler, Comedian und Entertainer die Charaktere so flink wie einst Klaus Kinski seine Laune, denn die Versammlungsfreiheit gilt auch unter der Schädeldecke. Schlichtweg »Meisterwerk« hat Jakob Schwerdtfeger (15.3.) sein Programm genannt. Als Comedian und Kunsthistoriker (!) vereint er Humor und Kunstwissen, Mona Lisas Lächeln wird zum Lachkrampf und Munchs berühmtes Bild zum Freudenschrei. Der dritte im Bärenzwinger-Bund ist Jonas Greiner mit »Greiner für alle« (16.3.). Sein Publikum nimmt er mit auf eine Reise durch Deutschland und die Welt, durch das Hier und Jetzt und die Umstände unserer Zeit, in der sich sonst alle nur noch streiten.
Zu entdecken an humoristischem Neuland gibt es natürlich noch viel mehr: Nessi Tausendschön, Alice Köfer, Christoph Kuch oder Glasblassing. Und fast hätten wir am Anfang die Unwahrheit geschrieben: Olaf Schubert hat doch einen Auftritt – in der traditionellen »Vorleser«-Show mit Gastgeber Horst Evers (13.3.) liest er mit seinem Podcast-Partner Stephan Ludwig neben Jan Philipp Zymny, Thomas Pigor und Stefanie Sargnagel.
Jo Hannstadt
11. HumorZone 12. bis 16. März, www.humorzone.de