Lili Elbe – eine Johannstädterin

Ein Sommerfest in der J-Hood vom 1. bis 3. September

Lili Elbe

Namen von verdienstvollen Frauen der Geschichte sind auf Straßenschildern noch immer deutlich in der Minderheit. Von 2.208 Dresdner Straßen tragen 989 die Namen historischer Persönlichkeiten, nur 116 davon sind Frauen (Stand Juli 2022, Quelle: Frauen*Stadtarchiv Dresden). Zumindest ein Name ist in der Zwischenzeit dazugekommen, der einer Pionierin ihrer Zeit, bei der zudem der Dresden-Bezug buchstäblich ins Auge fällt: Lili Elbe. Am 17. Mai dieses Jahres wurde in der Johannstadt die nach ihr benannte neu angelegte Straße eingeweiht. Wie vor dem Zweiten Weltkrieg die Stephanienstraße, bildet diese nun die Verbindung zwischen Pfotenhauer- und Gerokstraße. Bei der Namenswahl folgten Stadtbezirksbeirat und Stadtrat einem Vorschlag aus der Johannstädter Bürgerschaft.

Lili Elbe kam 1882 im dänischen Vejle als Einar Wegener zur Welt. Er studierte an der Königlich Dänischen Kunstakademie und heiratete seine Kommilitonin Gerda Gottlieb. Zusammen lebten sie mehrere Jahre in Paris, wo Lili ihre weibliche Identität freier ausleben konnte und wo sie Gerda Modell für deren androgyne Frauenporträts stand. 1930/31 unterzog sich Lili als einer der ersten Transmenschen weltweit in der Staatlichen Frauenklinik in Dresden als Patientin des Gynäkologen Kurt Warnekros mehreren geschlechtsangleichenden Operationen. In Folge der letzten starb sie hier am 12. September 1931.

Schon kurz nach Lili Elbes Tod brachte der Dresdner Carl Reissner Verlag 1932 das Buch »Ein Mensch wechselt sein Geschlecht: Eine Lebensbeichte« (Dänisch: »Fra Mand til Kvinde«) aus hinterlassenen Aufzeichnungen heraus. Eine kommentierte Neuausgabe »Die Geschichte von Lili Elbe« erschien 2019. Und noch ein weiteres Buch widmete sich fast 70 Jahre später der Geschichte Lili Elbes: Der Roman »Das Dänische Mädchen« (»The Danish Girl«) des US-amerikanischen Autors David Ebershoff. Auf dessen Grundlage entstand 2015 der gleichnamige Film, eine amerikanisch-britische Koproduktion in der Regie von Tom Hooper, mit Eddie Redmayne als Lili und Alicia Vicander (Oscar für die beste Nebenrolle) als Gerda in den Hauptrollen. Dem Produktionsteam ist es zu verdanken, dass Lili Elbes in den 1960er-Jahren eingeebnete Grabstelle auf dem Dresdner Trinitatisfriedhof mit einem Grabstein nach historischem Vorbild wieder hergestellt wurde.

Am ersten Septemberwochenende werden die neue Straße und ihre Namenspatronin mit einem dreitägigen Sommerfest mit rund 30 Programmpunkten gefeiert – für Jung und Alt, Eingeborene wie Zugezogene, organisiert von tristan Production, gefördert vom Amt für Kultur und Denkmalschutz und dem Stadtbezirksbeirat Altstadt sowie unterstützt von zahlreichen Johannstädter Institutionen und Vereinen. Für drei Tage verwandelt sich das aufwendig gestaltete Areal mit breiten Fußwegen, Sitz- und Spielgelegenheiten, viel Grün und Wasserspielen (und bisher kaum beachteten Anwoh­ner:in­nen­parkplätzen im südlichen Teil) in einen Ort fröhlicher Kreativität und nachbarschaftlicher Begegnungen. Nach dem Auftakt am Freitagnachmittag mit Kunst, Musik und Spielangeboten sowie der Eröffnung des Festes durch Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch wird Lili Elbe mit einem Gang von der Gedenktafel des Projekts »Frauenorte Sachsen« für die Malerin und Transpionierin zu ihrem Grab gedacht. Eine Gesprächsrunde mit Gerede e. V. im Begegnungszentrum Trinitatisfriedhof widmet sich dem Thema »Geschlechts­angleichende Operationen damals und heute«. Höhepunkt am Abend ist die Aufführung des Films »Das dänische Mädchen« im Jugendzentrum in der Trinitatiskirche samt anschließendem Publikumsgespräch mit dem Autor David Ebershoff.

Am Samstag und Sonntag stehen unter anderem Theater- und Tanzaufführungen auf dem Programm, außerdem Musik mit Triple Trouble und Krambambuli, Mal- und Mitmachaktionen sowie Infostände von Vereinen und Projekten des Stadtteils. Alle Johannstädter:innen und Gäste sind zudem eingeladen, sich am Sonnabend zum Frühschoppen »Kaffee mit Freunden« zu treffen und sich am Trödelmarkt »Kunst & Krempel« (ebenfalls Sonnabend) und der »Langen Nachbarschaftstafel« mit gemeinsamem Essen, Reden und Feiern am Sonntag (bei Regen in der Trinitatiskirche) zu beteiligen.

Den Schlusspunkt setzt am Sonntag um 17 Uhr ein Kurzfilmprogramm (nicht nur) für junge Menschen unter dem Titel »Sei, was immer du sein möchtest«, zuammengestellt vom Filmfest Dresden. Parallel dazu gibt es ein ganz besonderes Highlight: Nach drei Tagen interaktiver Häkelaktion »Soft City – Wir häkeln unsere Stadt« präsentiert die Softbildhauerin Katharina Krenkel zum Abschluss des Sommerfestes ihr gemeinsam mit Anwohner:innen gehäkeltes Stadtteilmodell.    
Angela Stuhrberg

Sommerfest Lili-Elbe-Straße 1. bis 3. September, Eintritt frei
Das komplette Programm gibt’s unter dresden-kulturstadt.de