Kate haut die Instrumente

Am Donnerstag gab es Kate Nash zu sehen – und vor allem zu hören

Da war es nun soweit. Kate Nash trat im Schlachthof auf. Vorm besagten Gebäude tummelten sich bereits reichlich vor Einlass viele vorfreudig ergriffene Fans und jene, die es eventuell noch werden wollten. Schließlich hatte Ms. Nash einen gewissen Ruf zu verteidigen. Nämlich den der süßen und bodenständigen Newcomerin aus Großbritannien, die mit originellen Sounds wie Texten die Herzen der Zuhörer im Sturm erobert. ###MORE###

Und Sturm gab es allerhand. Zunächst einmal der Ansturm auf die Karten. Mit nur vier Deutschlandkonzerten einen Auftritt in Dresden zu bekommen, hat etwas Seltenes. Dementsprechend groß war die Konkurrenz der „Ich brauch noch Karten“-Jäger. Die Glücklichen, die ein Ticket für das ausverkaufte Konzert hatten, belächelten die, die es verpasst hatten. Vereinzelt gab es ein paar Verkäufer, die es sich ganz plötzlich anders überlegt hatten.

Pünktlich zu Showbeginn starteten die „Sister Lovers“ ihr Programm – und auch, wenn es vorab im Internet einige Negativstimmen gab, lieferten sie eine solide Leistung hab. Als Vorband taten sie ihren Job, das Publikum auf den Hauptact vorzubereiten und etwas aufzuwärmen, sogar sehr gut. Mit einer Mischung aus Rock und Indie brachten die Iren manche gar bereits zum Wippen.

Danach Umbau. Wer bis jetzt dem Auftritt von Kate Nash geduldig entgegen sah, gab dies nun auf. Der Umbau und das Einspielen der Instrumente zogen sich hin wie Kaugummi. Etwa eine halbe Stunde verstrich, ehe die bezaubernde Sängerin die Bühne betrat.

Das Publikum wurde höflich begrüßt und sich auch artig für’s Kommen bedankt. Was danach folgte, war aber eher unartig. In einem exzessiven Mix aus Keyboardtastenverprügeln und Mikrofon missbrauchen schleuderte uns Kate viele neue Songs und drei Lieder vom alten Album entgegen. Alle, die gehofft hatten, die kleine Süße von vor zwei Jahren zu sehen, sahen sich einer bitteren Enttäuschung gegenüber.

Rein schon vom Äußerlichen her wirkte sie gereifter. Ein strenger Haarschnitt und markantes Make-up gaben ihr ein bisschen was von Cleopatra. Statt in Milch und Honig zu baden, tat sie es in high-ähnlichen Ausbrüchen, die sich in wilden Kratz- und Brülllauten äußerten. Es gab sogar einige Sprecheinlagen, wobei man aber eher befürchten musste, dass Kate vor lauter Exzentrik und Sauerstoffmangel vornüber kippen würde.

Was ihr große Sympathiepunkte einbrachte, war ihr Drang, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen. Diese schon von den vorangegangenen Konzerten beschriebene Rotznäsigkeit war hier ein Dauergast und hinterließ bei den Zuschauer mal Irritiertheit und mal Schmunzeln. Zwischen all dem Geschrei und Gebrüll, lullte uns Kate immer wieder mit ihrer phänomenalen Stimme ein. Das große Talent, einen Raum mit der Stimme einzunehmen und dabei sogar die (sehr gut gespielten) Instrumente in den Hintergrund zu verfrachten, können nur wenig. Kate Nash beherrscht diese Kunst.

Was sie auch kann, ist auf ihr Keyboard steigen, die Tasten zu malträtieren und sich dann mit einem großen Knall, eher Chaos aus Noten und Melodien zu verabschieden.

„I’m in a good mood tonight“, sagte sie am Anfang. Der Zuschauer konnte ja nicht ahnen, dass sich dies in einem Strudel aus Impressionismus, Expressionismus und höchst eigenwilliger Perfomance äußern würde. Die teils verwirrten Gesichter am Ende des Konzertes sprachen dabei für sich.
Jenny

Kate Nash Konzert am 27. Mai im Alten Schlachthof, Dresden.