Im Reich des Lachens
HumorZone: Die Dresdner Humorfestspiele feiern vom 13. bis 17. März den 10. Geburtstag
»Es gibt ja verschiedene Arten, seiner Fröhlichkeit Ausdruck zu verleihen. Die einen brechen in ein ansteckendes oder aber auch enervierendes – auf jeden Fall aber schallendes – Lachen aus. Andere wiederum feixen oder prusten eher in sich hinein. Und dann gibt es jene, die zum Lachen in den Keller gehen. Und da Dresden in den letzten Monaten nicht eben nach außen den Eindruck vermittelt hat, dass die Fröhlichkeit in der Elbestadt zu Hause ist, kommt ein Humorfestival im Märzenmonat mit Sicherheit genau richtig.« So stand es geschrieben in der März-Ausgabe der SAX anno 2015. Gerade gab es noch düstere Herbst- und Wintermärsche in Dresden, da sollte sich endlich auch mal die befreiende Wirkung des Lachens entfalten, manchmal braucht es einfach ein paar Tage sinnvolle bis sinnfreie Erheiterung. Das galt vor zehn Jahren ebenso wie im Heute, denn die Zeiten sind nicht wirklich besser geworden. Und so startet das Comedy-Festival HumorZone am 13. März in seine zehnte Ausgabe.
Dass die Dresdner Lachfestspiele längst ein Flaggschiff des Genres geworden sind, ist kein Geheimnis, ebenso nicht, dass viele Comedians besonders gern hierherkommen. Denn die Crew um Katina Haubolds Agentour, Ausrichter des Ganzen, macht hier nicht einfach business as usual, sondern legt ein Ausmaß an Betreuung und Umhegung an den Tag, das seinesgleichen sucht. Kein Wunder, dass sich die Künstlerinnen und Künstler gern nach der Show noch zum allabendlichen fröhlichen Miteinander shutteln lassen. Und es ist gerade diese aufwendig erarbeitete Wohlfühlatmosphäre, die die HumorZonenden wiederum zu besten Performances trägt.
Dabei wurde der Begriff Comedy von Anfang an weit gefasst, das ist dem umfangreichen Programm sofort anzusehen. Da finden sich ebenso Frischlinge der Szene wie gestandene Stars, Musiker wie Slammer oder Vortragende. Was auffällt: Haubold & Co. glauben an die Künstler, die sie einladen, sie entwickeln sie sogar. So ist es über ein Jahrzehnt Jahre gut zu beobachten, wie so mancher, der im Thalia begann, inzwischen große Säle bespielt. Und: Zu sehen sind viele Programme, die weltoffen, progressiv und manchmal gar experimentell sind – keine Spur von »besorgten« Dumpfbacken, die es ja längst auch in der Comedyszene gibt.
Schaut man auf den Jubiläums-Jahrgang, muss man zu Größen wie Olaf Schubert (Schirmherr der Zone), Der Tod, Tutty Tran, Lisa Eckhart, Anna Mateur, Dietmar Wischmeyer oder die feisten nichts mehr erklären, zumal deren Shows (wie einige andere auch) längst ausverkauft sind. Dafür findet sich wie immer jede Menge Entdeckungswürdiges, das man hier noch einmal auf kleiner Bühne und aus der Nähe betrachten kann. Das betrifft vor allem die Newcomer-Reihe, die im Ostpol beheimatet ist, und die Newcomer-Mix-Show am 16. März im Kleinvieh. Hier buhlen Teresa Reichl, Falk Pyrczek, Kristina Bogansky und David Stockenreitner um den »Pokal« des Güldenen Augusts – all das unter der Programmleitung des Duos Suchtpotenzial.
Schon das Warm-up des Festivals am 13. März in der Schauburg zeigt die Breite des Programms: Markus Barth (smart), Ausbilder Schmidt (brachial), Johannes Floehr (slammt), Marie Lumpp (suddenly mummy) und Patrick Salmen (satirisch). Und als Krone der lachenden Schöpfung führen Emmi & Willnowsky durch die Show. Was so beginnt … und was da alles kommt! Julius Fischer liest (ausverkauft) Falk singt (ausverkauft), Basta William Wahl spielt (ausverkauft), Dr. Pop referiert (ausverkauft), Jochen Malmsheimer pflügt (ausverkauft), Tutty Tran reisbürgert (ausverkauft), Der Tod lebt (ausverkauft), Thomas Kundt reinigt Tatorte (ausverkauft), Friedemann Weise contentet (ausverkauft), Christian Schulte-Loh geht Bankrott (ausverkauft) und Markus Krebs witzelt (ausverkauft).
Doch keine Sorge, es gibt noch Shows, für die es Karten gibt. Und auch hier sind die bislang eher weniger Bekannten das Besondere. Ivan Thieme etwa (14. März, Ostpol), der mit eher leisen Tönen und ukrainischem Background aus seinem Alltag erzählt. Zwei Tage später am selben Ort dann Fatih Çevikkollu (16. März, Ostpol), der sein Programm »Zoom« als »analoges Lagerfeuer in Zeiten digitaler Kälte« bezeichnet. Erstmals solo zu erleben ist Dirk Stermann (16. März, GrooveStation) – er setzt sich dabei mit seinen Vaterqualitäten auseinander. Nach längerer Pause sind auch Martin Sonneborn, Thomas Gsella und Oliver Maria Schmitt als die TITANIC Boygroup mal wieder in der Stadt (17. März, Kleinvieh) und bringen die Nachrichtenlage mal eben auf Zack. Und dann ist da noch Hildegart Scholten (17. März, Bärenzwinger), für die das Fach Komik wohl einst erfunden wurde. Und so geht das immer weiter: Nektarios Vlachopoulos, Vladimir Andrienko, Ingmar Stadelmann, Benedikt Mitmannsgruber, Schwarze Grütze, Christoph Fritz, Tim Whelan, Starbugs Comedy, Christoph Reuter, Gankino Circus, Vince Ebert, Quichotte, Stefan Danziger … plus die sehr beliebten Mix-Shows zu den Themen Vorleser, Migranten, Zoten, Freaks oder Nightwash.
Auch das Familien-Entertainment hat weiterhin seinen Platz im Programm, diesmal mit »Einmal Schneewittchen, bitte« mit Anna Rampe (17. März, Schauburg). Sehr frei nach den Gebrüdern Grimm nimmt diese Puppentheater-Vorstellung für Menschen ab 4 Jahren die Sache mit der Prinzessin, dem Prinzen, der bösen Königin und den sieben Zwergen etwas anders in die Hände.
Was auf den zweiten Blick auffällt: War die Comedy vor noch nicht allzu langer Zeit weitestgehend ein Männerklub, sieht man inzwischen mehr Frauen auf den Bühnen. Neben den bereits Etablierten wie Suchtpotenzial, Martina Schwarzmann, Lisa Eckhart oder Anna Mateur sind es diesmal Lara Ermer, Hildegart Scholten, Sveamaus (Vorleser), Kisten Fuchs (Vorleser), Negah Amiri (Migrantenscheune), Helene Bockhorst oder Marie Anjes Lumpp.
Im Ostpol darf dann am 16. März kurz vor Mitternacht auch das Publikum ran – bei der »Hoch- und FlachwitzZone«. In mehreren Runden treten Witzeerzähler gegeneinander an, die dann, wie beim Poetry Slam, vom Publikum per Applaus bewertet werden. Und auch die Comedians, die nach ihren Auftritten im Ostpol aufschlagen, hauen den einen oder anderen Flax von der Bühne. Dem Sieger oder der Siegerin winkt am Ende die »Goldene Flachzange«. Durch die Show führt JB Nutsch, für Klänge sorgt Andreas Krug und eine Trashdisco mit DJ Flips Assmussen gibt es auch noch. Spaß bis in die Morgenstunden sozusagen.
Am Ende steht wie immer die bereits ausverkaufte Abschiedsgala im Alten Schlachthof, moderiert von Schirmherr Olaf Schubert mit Auftritten von Dietmar Wischmeyer, Johann König, Abdelkarim, Tutty Tran, Lisa Eckhart, Markus Krebs und Suchtpotenzial. Danach werden vielen Menschen in der Stadt wieder die Gesichter schmerzen. Aber keine Angst – es sind nur die Lachmuskeln.
Henry Kalisch
10. HumorZone Dresden 13. bis 17. März, www.humorzone.de