Ich stupse das nur an

Thomas Preibisch und sein Institut für Gute Laune

»Das hier«, Thomas Preibisch öffnet die Hand und legt einen bunten Papierbutton frei, »ist eine Kleine-Gute-Laune. Damit sie lebendig wird, muss man sie verschenken.« Verschenken? »Ja, sonst verblasst sie und wird nutzlos.«

Der Mann, der sich als Künstler »Der Preibisch« nennt, muss es wissen. Immerhin seit über zehn Jahren forscht er in seinem selbst gegründeten Institut für Gute Laune. Mehr noch: Er verbreitet Letztere erfolgreich – in Form origineller Instagram-Beiträge zum Thema Komplimentik, musikalisch-philosophischer Vorträge und ganz besonders dann, wenn er sich sängerisch der preisgünstigen Floral-Beschaffung widmet. Als vor zehn Jahren der Neustadt-Smash-Hit »Tulpen von Bui« die Runde machte, bescherte der Erfolg des in bester B-Movie-Manier gedrehten Videos dem »Preibisch« und seiner Gruppe Liebe über Dresden hinaus in Vietnam regelrechten Kultstatus. Ist die Quelle des Blumenerwerbs doch ein vietnamesisch geführtes Einkaufslädchen.

Geboren in Hoyerswerda, groß geworden in Cottbus, führte die Liebe Thomas Preibisch mit der Jahrtausendwende nach Dresden. Im Gepäck seine Gitarre, seine Lieder und die überbordende Lust, sich auf zahllosen Kreativ-Spielwiesen auszutoben: Gedichte verfassen, Brettspiele erfinden, Filme drehen, Theaterstücke schreiben, Bilder malen und die Wünsche eines Kartenspiels in Zauberkarten verwandeln.

Dass der gelernte Schlosser von der Dresdner HfBK abgelehnt wurde … vielleicht ist es das Beste, was Thomas Preibisch passieren konnte, der viel zu breit aufgestellt ist, um sich ausschließlich der bildenden Kunst hinzugeben. Zwar machte der zweifache Vater vor vier Jahren mit der sogenannten Kartoffelmark (einem Aktionskunstwerk zum Thema Kunst und Konsum) erneut lautstark von sich hören, aber mal Hand aufs Herz: Würde Neo Rauch seine Kunst gegen ein Stück Kuchen tauschen? Oder in singenden-klingenden Selbstgesprächen via Podcast Anleitungen zum Gedichteschreiben offerieren? Besser noch: Würde er auf der Straße charmante Komplimente für 1 Euro das Stück verkaufen?

»Je fleißiger man Ideen in die Welt bringt, umso mehr bekommt man geschenkt«, lautet das Motto des Mannes, der bei Web-Auftritten gern einen Hut mit Fotos von Gleichgesinnten aus Kunst und Kultur trägt – seine Krone der Schöpfung. Mitunter sorgt die Art, wie »Der Preibisch« genreübergreifend agiert, wie er Kunst lebt und gut gelaunt vom Sockel stürzt, für Schnappatmung. Entgegen dem konventionellen Kunstverständnis lehnt er jeglichen Wettbewerbsgedanken samt Ruhm und Reichtum ab. Seinem Verständnis nach, dient die Kunst dem Menschen zur Selbstfindung, ist lediglich ein Werkzeug, um gemeinsam zu denken. Ein Werkzeug, zu dessen Einsatz der 46-Jährige seine Mitmenschen mitreißend ermuntert, beispielsweise bei der Mitwirkung an seinen Kunstwerken oder bei Workshops am Institut für gute Laune. »Alles, was man auf seine eigene Art und mit Liebe macht, ist Kunst. Ich stupse das nur an.«

Bewusst einfach zugänglich gehalten, verfolgen Preibischs Kunstwerke allesamt ein Ziel: Sympathie-Erlebnisse generieren, Menschen nachhaltig berühren und Gleichstimmung in der Verbundenheit erzeugen. Was auf den ersten Blick naiv daherkommt, entpuppt sich beim genaueren Hinschauen als philosophisch durchdacht, zutiefst empathisch und auf mutige Art uneitel. Diese von ihm erfundene Kunstgattung bezeichnet der singende klingende Preibisch als die »Neue Sympathische Moderne«. Die Idee, aus der ICH-Kunst eine WIR-Kunst entstehen zu lassen, ist für den glühenden Goethe-Fan lediglich der erste Schritt zum ganz großen Ziel: eine neue sympathische Gesellschaftsform. Diese gemeinsam zu modellieren wie eine Plastik, so zu formen, dass sie sich für alle Menschen stimmig anfühlt, ist Thomas Preibischs großer Traum. Zugegeben, den hatten bereits Joseph Beuys und vor ihm einige andere, aber was wäre das Leben ohne Träume?

Absolut real hingegen sind die kleiner gesteckten Ziele im Preibisch-Jahr: köstliche Kuchenkonzerte im Stadtteilhaus, Veröffentlichung des Buches »Faust gelöst« und die Kleine-Gute-Laune-Postkarte, welche nach Anfrage kostenlos verschickt wird – auf dass sie die Welt mit Lächeln infiziere. Für die Kleine-Gute-Laune vermutlich ein Klacks, so hochgradig ansteckend wie die ist …
Mutti

Der Preibisch
www.institutfuergutelaune.de