Filmfest Dresden reloaded
Die 32. Ausgabe startet am 8. September
Das hatte sich das Team um die Festivalchefinnen Sylke Gottlebe und Anne Gaschütz anders vorgestellt: Mitte März waren die Vorbereitungen für das Dresdner Filmfest Ende April in vollem Gange, das Programm stand, die Gäste waren eingeladen, die Programmhefte gedruckt. Schnell war den 13 Organisatorinnen (und zwei Organisatoren plus Festivalhund Mila) allerdings klar, dass das Festival nicht, wie so viele Kulturevents in diesen Tagen, einem Virus zum Opfer fallen sollte. Auf den Tag genau einen Monat vor der geplanten Eröffnung ging die Pressemitteilung raus: »Das 32. Filmfest Dresden wird auf den 8. bis 13. September verschoben«. Um die vielen Freunde des Filmfestes nicht vollkommen im Regen stehen zu lassen, gab es zum eigentlichen Termin »Sofascreenings«, ein Online-Programm mit Filmen und Live-Talks.
Auch der Festivaltrailer vom Animationskünstler Nikita Diakur, dem Gewinner des DEFA-Förderpreises Animation vom Vorjahr, konnte bereits besichtigt werden. Und noch etwas versüßte den Fans des kurzen Films die Wartezeit: Zum ersten Mal liefen bei den Filmnächten am Elbufer Kurzfilme nicht nur am traditionellen Filmfest-Kurzfilmabend, sondern auch vor den Hauptfilmen, eine so naheliegende Idee, dass man sich fragt, warum die Filmnächte sie nicht schon früher umgesetzt haben.
Das 32. Dresdner Filmfest wird ein hybrides Festival – neben den Veranstaltungen in den Festivalspielstätten (unter anderem Schauburg, Programmkino Ost, Thalia, Lingnerschloss und das Open Air auf dem Neumarkt) wird es digitale Angebote für das Fachpublikum geben, da in der derzeitigen Situation zahlreiche FilmemacherInnen nicht anreisen können. Festival- und Gästezentrum ist erneut die Schauburg, mit Vorführungen der Wettbewerbsprogramme sowie Eröffnungsveranstaltung und Preisverleihung.
Von den 2.900 eingereichten Kurzfilmen aus 101 Ländern haben es dieses Jahr 33 in fünf Programme des nationalen und 37 in sechs Programme des internationalen Wettbewerbs geschafft. Sie gehen ins Rennen um die mit insgesamt 68.000 Euro dotierten zehn »Goldenen Reiter« und vier Sonderpreise, darunter auch wieder Preise der Jugendjury, für Filmton, für Geschlechtergerechtigkeit und natürlich der Publikumspreis. Thematisch setzen sich viele der FilmemacherInnen mit der Klimakrise, Konsum- und Kapitalismuskritik und Genderfragen auseinander. Knapp die Hälfte der Produktionen sind – eine Dresdner Tradition – Animationsfilme, ebenso hoch ist der Anteil an Arbeiten von Regisseurinnen.
Die Sonderprogramme sind wie gewohnt zu Themenkomplexen zusammengefasst. Unter dem Schwerpunkt »Spuren des Traumas« laufen etwa Filme zum Thema Migration, es gibt einen Fokus Schweiz, Balkan Shorts und fünf Progamme für Kids. Zwei Programme sind den Regisseurinnen der DEFA und des unabhängigen Films in der DDR gewidmet. In der Ausstellung »Phasen« in der Galerie Raskolnikow präsentieren die Dresdner Künstler Christine Schlegel und Helge Leihberg »Bewegte Bilder«, ergänzt durch eine Masterclass mit Christine Schlegel in der Schauburg. Und einen Vorgeschmack auf das Filmfestprogramm gibt es mit »Sahneschnittchen« am 3. September im Thalia.
Angela Stuhrberg
32. Filmfest Dresden 8. bis 13. September, www.filmfest-dresden.de