Emotionaler Sommerabend-Blues
Bror Gunnar Jansson war beim Palais Sommer
Das erste Konzert beim alljährlichen Palais Sommer am Neustädter Elbufer hatte die besten Voraussetzungen für einen hervorragenden Saisonauftakt. Und enttäuscht wurde niemand. Die schwedische One-Man-Band Bror Gunnar Jansson setzte in der sommerlichen Abendsonne zu den ersten Saitenschlägen auf der Gitarre an. In einer Kulisse, eingerahmt von zwei stattlichen Ahornbäumen, trägt er als Gegenpart zum leichten Summer Vibe melancholische Lieder mit einer gewissen Schwere in die Luft.
Bror Gunnar Jansson zieht das Publikum mit seiner rockigen Stimme in den Bann, seine rohe Musik ist dem Blues und Country zugewandt. In diesem Spektrum erzählt er mit einer Herzensehrlichkeit über die Licht- und Schattenereignisse des Lebens. Und das schafft er auch ohne großes Bandarrangement. Er ist sich mit seiner Stimme, Gitarre und dem Schlagzeug selbst genug und dem Fan ebenso. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass der Künstler in der europäischen Blues-Szene durchaus angesehen ist. Sein Konzert ist gespickt mit Liedern aus seinen Alben „Moan Snake Moan“ sowie „And The Great Unknown Part 1 & 2“. Mit diesem Mix bringt er die Füße und Köpfe der Zuhörer zum Wippen.
Ein Teil seiner Songs erinnert an den leichten Sound aus früheren Jahrzehnten und versetzen die Hörerschaft in die Vereinigten Staaten. Der andere Teil wird mit einer Stimme gesungen, welche die volle Breitseite der Sehnsucht in die Welt hinaus ruft. Im Flüsterton und mit gepfiffenen Melodien komplementiert er seine Musik, schafft so neue Klangräume. In denen findet sich nun auch die breitgefächerte Menge vor der Bühne wieder. Sie sitzen und liegen auf Decken und Klappstühlen, mit Blicken in den Himmel und auf die Bühne. Jedes Alter ist auf der gut besuchten Wiese zu finden und lauscht der kraftvollen Stimme.
Die Sonne ist nun fast verschwunden und die Projektion des Veranstalters auf das Japanische Palais wird langsam sichtbar. Bror Gunnar Jansson kündigt derweil den letzten Song mit den Worten an: „Super sad, super slow and super long“. Nach einem „Hope you enjoy it anyway!“ kostet er die Schwermut mit verzweifelter Power noch einmal voll aus, bis er unter anhaltendem Beifall von der Bühne geht. Während man dabei ist, die Gedanken rund um die freigesetzten Emotionen zu verarbeiten, setzt der talentierte Musiker zur Zugabe an und damit zu den letzten zwei Songs des Abends. Unter der Krone des Palais spielt er noch ein letztes Mal mit den elektronischen Klängen seiner Gitarre und schließt mit einer dankenden Verbeugung das Konzert ab.
Und obwohl man bei manchen Liedern sehr ähnliche Muster erkennen kann, holt er doch alles aus seinen Instrumenten raus, damit seine Gefühlswelt nach außen getragen wird. Und das macht ihn echt. Echt talentiert.
Jenny Schmidt
Bror Gunnar Jansson am 21. Juli, Palais Sommer Dresden