Ein wirkliches Erlebnis!

Review: Pat Metheny startete in Dresden seine Unity-Tour

Ra.Wer sich für Jazz interessiert, stolpert irgendwann über den Namen Pat Metheny. Dieser 1954 im US-Bundesstaat Missouri unweit des Dorfes Unity Village geborene Gitarrist ist seit Jahren eine Institution. Er liebt es, die Möglichkeiten seines Instumentes auszutesten und benutzt dazu auch unterschiedliche Gitarren, von der klassischen akustischen Konzertgitarre bis hin zur Sonderanfertigung mit vielen zusätzlichen Saiten, der Picasso-Gitarre. Verkaufsschlager waren seine Alben „80/81“ (Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik) und zusammen mit Charlie Haden „Beyond Missouri Skies“. Allein 19 mal wurde ihm der Grammy verlieren und zwar in 12 verschiedenen Kategorien. ###MORE###

Mit der 1977 gegründeten Pat Metheny Group gelang ihm das Kunststück, für sieben aufeinanderfolgende Alben einen Grammy zu erhalten. Immer wieder hat er mit berühmten Jazz-Musikern zusammengespielt, außer Charlie Haden z.B. auch mit Ornette Coleman oder Michael Brecker. Und diese absolute Jazz-Größe hat am vergangenen Sonntag in Dresden im Alten Schlachthof seine neue Welttournee mit zwei Konzerten (nachmittags und abends) eröffnet.

Bereits zuvor hat die neu gegründete Unity-Band (Chris Potter – Saxophon und Baß-Klarinette, Ben Williams – Baß, Antonio Sanchez – Schlagzeug) in Dresden zwei Tage intensiv geübt und sich eingespielt. Denn von Dresden aus hat nun die neue Unity-Band-World-Tour begonnen. Der Name der Band leitet sich aus der Herkunft Methenys ab: Im Dorf Unity Village hat die Unity Church ihr Hauptquartier. Jeden Sonntag abend während der Sommerzeit spielte dort eine Unity Band. In dieser Band spielten sowohl Methenys Vater und Bruder als auch zeitweilig der kleine Pat. Es ist also eine Rückkehr zu den Wurzeln. Auch in anderer Hinsicht gibt es eine Rückkehr: Seit 80/81 hat Metheny nicht mehr mit einer Band mit Blasinstrument gespielt, also seit nunmehr 30 Jahren nicht mehr.

Das Konzert begann mit einem sehr experimentellen Gitarrensolo auf der Bariton-Gitarre, die ihm bereits im letzten Jahr den Grammy für „What it´s all about“ beschert hatte. Man konnte zunächst den Eindruck haben, er spiele sich nur ein, aber langsam verdichteten sich die Gitarrenläufe zu wahrnehmbaren harmonischen Folgen bis schließlich eine erkennbar Melodie entstand. Dieses Stück bildet als „New Year“ auch den Auftakt des neuen Albums. In „Breakdealer“ konnte auch jedes Bandmitglied zeigen, was es drauf hat. Die Stücke variierten zwischen experimenteller Synthesizer-Gitarren-Fusion (Signals), einfühlsamen Latino-Melodiebögen, zarten an Folk erinnernden Balladen („This belongs to you“) und frischen Blues/Funk-Phrasierungen („Leaving Town“) alles gepaart mit einer Prise Jazz-Swing. Kein Wunder, daß Metheny mehrere Zugaben geben mußte. Ein wirkliches Erlebnis!

Das Konzert bot aber auch bereits im Vorfeld bereits Erfreuliches: Erlebt man sonst oft, daß verschiedene Konzertveranstalter sich gegenseitig „nicht das Schwarze unter den Nägeln gönnen“, haben hier die Konzertagentur Aust und die Jazztage Dresden zum Wohle der Musikliebhaber in Dresden im Sinne der Kunst zusammengearbeitet und dieses wunderbare Erlebnis ermöglicht. Das Beispiel sollte Schule machen.
Rolf B. Arnade

Das Konzert fand am 24. Juni im Alten Schlachthof Dresden statt.
www.patmetheny.com