Dreaming Utopia
Das 36. Filmfest Dresden
Jedes Jahr im April bringt das Filmfest Dresden sechs Tage lang Kurzfilme aus aller Welt auf die Leinwände der Elbestadt. Die eingereichten Spiel- und Animationsfilme – rund 3000 an der Zahl – dürfen nicht älter als zwei Jahre und nicht länger als 30 Minuten sein. Die von der Auswahlkommission für würdig befundenen Produktionen werden in drei Wettbewerben präsentiert. Im Internationalen Wettbewerb treten in diesem Jahr 30 Filme in sechs Programmen an. Sie stammen unter anderem aus Chile, Haiti, Indonesien, Iran, Singapur und Vietnam. Unter den 23 Beiträgen in den vier Programmen des Nationalen Wettbewerbs befinden sich sechs Koproduktionen, etwa mit Filmemacher:innen aus Hongkong, Iran und Dänemark. Die Konkurrenz ist diesmal deutlich weiblich geprägt, mit 18 (Ko)Regisseurinnen zu zehn mämnnlichen Kollegen.
Der Mitteldeutsche Wettbewerb umfasst schließlich sieben Arbeiten aus Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt sowie von Filmschaffenden, die in der Region aufgewachsen sind und an deutschen Filmhochschulen studieren. Animationen, Spiel- und Dokumentarfilme bis zu Hybrid-Formen zeigen die ganze Bandbreite des regionalen Filmschaffens. Am Ende des Festivals küren die Jurys die besten Filme in den verschiedenen Kategorien und vergeben 16 mit insgesamt 72.000 Euro dotierte Preise, zehn Goldene Reiter und sechs Sonderpreise wie den LUCA-Filmpreis für GeschlechterGerechtigkeit oder »voll politisch«, den Kurzfilmpreis für demokratische Kultur.
Neben den Wettbewerben bietet die Festivalwoche auch 2024 umfangreiche Sonderprogramme. Unter der Überschrift »Dreaming Utopia: Alles wird gut« widmen sich mehrere Programme verschiedenen Formen und Ausprägungen von Utopien – etwa Baulichen Zukunftsvisionen, dem nach Empowerment strebenden Afrofuturismus oder postkapitalistischen Gedankenspielen. In der Reihe »Diskurs Europa« steht das Filmland Italien mit zwei Programmen im Mittelpunkt und der »Focus Quebec« begibt sich auf eine multisensorische Reise. Der »Reginale Focus« wartet mit filmischen Arbeiten aus der Nachwendezeit auf: Unter dem Titel »Als wär’s gestern – Filme aus den 1990ern« werden Highlights aus dem künstlerischen Schaffen der Dresdner Filmemacher Tilo Schiemenz und Bernd Kilian gezeigt. Die Retrospektive des 36. Filmfestes blickt nach Ost- und Westdeutschland und vereint verschiedene Utopien der zweiten Häfte des 20. Jahrhunderts. Last but not least kommen auch die jüngsten Kurzfilmfans mit Kinder- und Jugendfilmprogrammen auf ihre Kosten.
Als Highlights stehen zwei Live-Performances auf dem Programm: die »Trickfilmshow mit Thomas Stellmach (17.4., Schauburg) und die Gaming-Live-Lecture »Total Refusal Everyday Daylight« (20.4., GEH8 Kunst Raum Ateliers). Insgesamt siebzehn Spielorte sind diesmal am Start, darunter natürlich die angestammten Festivalkinos Schauburg, Programmkino Ost, Thalia sowie Zentralkino, und der Schlossplatz in der Altstadt lädt wieder zu Open Air Aufführungen ein. Am Samstag geht es nach der Preisverleihung in der Schauburg in die GrooveStation zur »Festival Drag Party« mit Drag-Shows und DJs aus Dresden, Leipzig und Berlin.
Angela Stuhrberg
36. Filmfest Dresden 16. bis 21. April, www.filmfest-dresden.de