Die Welt ein Stück ärmer
Bernhard Theilmann ist gestorben
Heute morgen ging die neue SAX in den Druck. Direkt danach erfuhr ich, dass Bernhard Theilmann gestorben ist. Ohne ihn jedoch wäre nie eine September-SAX enstanden. Und auch keines der seit März 1990 erschienenen Hefte. Denn er gehörte zu den ersten Mitstreitern und Gründern des Stadtmagazins, prägte die frühen Jahre entscheidend als Chefredakteuer mit und war bis kurz vor seinem Tod regelmäßiger Autor. Sein letzter Beitrag „Eine Ausstellung in Ruin oder Neustart“ erschien im Mai und sorgte noch einmal für Wirbel in der Dresdner Kunstszene.
1949 in Rathen geboren, hat er in gefühlt hundert Berufen gearbeitet und war immer ein im besten Sinne unbequemer Geist – nicht zu zähmen, nicht zu bezwingen. Ein Rebell, als fast alle um ihn herum systemische Anpassung betrieben – vor und nach der Wende. Und immer die Kunst. Und immer das Schreiben. Getrieben und andere treibend.
Jetzt ist Bernhard verstummt. Sein typisches Räuspern vor fast jedem Satz wird nicht mehr zu hören sein. Und die Welt ohne ihn ist ärmer. Seine Frau und seine Kinder sind in unseren Gedanken.
Uwe Stuhrberg
Dieses Gedicht von Bernhard Theilmann erschien bei »Horch und Guck, Ausgabe 57/2007
die litanei vom weh und ach
ist bloß ein mottensack
kriecht ihr da rein riecht ihr sehr streng
der beutel hängt auf euch zu eng
und drückt euch bleich und flach
euch barmer wegen zipperlein
stört doch in wahrheit nichts
ob ihr nun klug seid oder dumm
ihr rührt nur kalten griesbrei um
und quirlt euch selbst mit rein
mir bleibt die trauer wie der zorn
die freude und die angst
wer sich verleugnet schleicht zurück
in deutschen Michels sieches glück
mich lockt die flucht nach vorn