Die Momente-Queen
Die Fotografin Ellen Türke hat Geduld und Mikrotiming
Schneeweiße Sahne tropft auf frischen roten Kirschkuchen, gelber Honig kringelt sich über einem Stapel goldbrauner Plinsen … Sturzbäche rauschen am Gaumensegel vorbei, während man der bitteren Tatsache gewahr wird, dass sich all das auf dem Foto zuträgt. Die Frau, die es versteht, so gemeine Anfälle von galoppierender Fresssucht heraufzubeschwören, ist die Dresdner Fotografin Ellen Türke. Ihre Food-Aufnahmen sind schlichtweg sensationell: knallige Farben, pralle Formen, aus allen Poren atmet Lebensfreude. Viele davon entstehen mal eben auf dem heimischen Balkon oder aus dem Stehgreif bei einem Restaurantbesuch. Ob Erdbeeren im Schokobad oder knusprige Grillspieße im Mandelmantel – »Food ist dankbar«.
Ellen Türke (Künstlername: ELLEN) liebt Essen. Und das sieht man ihren Kunstwerke an. Ihre »Akteure« sind stets greifbar, ziehen den Betrachter förmlich ins Bild und wecken augenblicklich die Lust aufs Kochen/Backen/Grillen/Mixen … Vor elf Jahren in die Selbständigkeit gestartet, suchte Ellen Türke von Anfang an nach einer Nische – als leidenschaftliche Hobbyköchin ward diese schnell gefunden. Beim ersten Auftrag für ein Kochbuch kamen dann doch Zweifel, ob der Erwartungen. »Ich schmeiß mich jetzt ins kalte Wasser« erinnert sich die 33-Jährige lachend, »und bin gut gelandet.«
Apropos gelandet: Gestartet ist die Fotografin in ihrem Geburtsort, der Wilhelm-Pieck-Stadt Guben (benannt nach dem Politiker, mit dem sie zufällig am selben Tag Geburtstag hat). Neun Lenze zählte die kleine Ellen, als sie mit ihrer ersten Kamera, einer Polaroid, auf Motivsuche ging und schnell an deren Grenzen stieß. Glasklare gestalterische Vorstellungen hatte sie nämlich schon damals, aber ein Motiv mit scharfem Vordergrund und unscharfem Hintergrund ließ sich auch mit der elterlichen Kompakt-Knipse nicht bewerkstelligen. Über das Jugendweihegeld fand die erste Spiegelreflexkamera zu Ellen Türke. Dass sie Jahre später in jener Stadt leben würde, in der die erste Spiegelreflexkamera gebaut wurde, erscheint im Nachhinein fast folgerichtig. Zunächst aber lernte die wissensdurstige Ellen bei ihrer Gubener Lieblingsfotografin fünf Jahre lang das Einmaleins der Fotografie bis hin zur Entwicklung und dem Anfertigen von Abzügen. Mit letzterem verdingte sich das Energiebündel bereits in Schulzeiten ein Zubrot.
Als die kommunikative Brandenburgerin 2002 zu einer gestaltungstechnischen Ausbildung in Dresden einreitet, verliebte sie sich sofort in die Stadt. Und dass sie hier mehr als angekommen ist, beweist ein Blick auf ihre Homepage. Dynamische Werbefotos von Dresdner DJs, Hairstylisten und Angesagt-Köchen finden sich dort genauso wie athmosphärische Location- und Produktfotografie. Für den Businessbereich, einer von Ellen Türkes wichtigsten Auftraggebern, erschafft sie bewegende Portraits, die den Betrachter festhalten.
Möglich ist das, weil die innovative Blondine den Augenblick festhält. DEN Augenblick, nicht irgendeinen! Sie ist die Momente-Queen, die in ihrem chilligen kleinen Souterrain-Studio (unter einem Malerinnen-Atelier) im Barockviertel maximal ein bis zwei Termine pro Tag anberaumt, um sich auf ihr Gegenüber einzustellen. Die Sofalounge mit Kuhfell, gedämpftes Licht, eine sagenhaft blaue Rückwand vor der sich zahllose Foto-Requisiten finden – all das schafft entspannte Wohnzimmerstimmung. Vor allem aber: »Zeit spielt eine große Rolle. Ich möchte wahrnehmen, wie sich dieser Mensch natürlich schön bewegt und ihn so aufnehmen.«
Mutti
ELLEN Rähnitzgasse 12, Eingang über Heinrichstraße, Telefon 0162-6568989
Termine nach Vereinbarung per Mail oder Telefon.
www.ellen-fotografie.de