At work auf dem Sofa

Das Fast Forward-Festival geht vom 12. bis 15. November online

Hätte, wäre, sollte, Corona. Das ist das traurige Lied dieses Novembers 2020. Doch an manchen Stellen klingen trotzige Töne dazwischen – so zum Beispiel vom Staatsschauspiel, bei dem sich eigentlich von Donnerstag bis Sonntag das Festival Fast Forward auf allen eigenen Bühnen und einigen anderen in der Stadt mit dem Thema „At Work“ auseinandergesetzt hätte. Nun aber statt „auf Arbeit“ auf dem Sofa. Doch zum Glück – oder war es womöglich Weitsicht? – hatte das Festival rechtzeitig auch eine digitale Bühne sozusagen als zweites Standbein eingerichtet. Die ist nun die einzige, die besucht werden darf.

Auch wenn wir nun schon einige Monate noch doller als sonst aufs Internet angewiesen sind, ob sich wirklich dieses Gefühl des gemeinsamen Live-Erlebnisses einstellt wie im Theater (oder in Clubs, Kinos, Sportvereinen…), wird sich zeigen. Immerhin soll das Publikum gleichzeitig anwesend sein, später Nachgucken ist nicht, man muss also pünktlich am Einlass stehen, äh, vorm Bildschirm sitzen und die Website www.fastforw.art aufrufen. Diese Website wurde vom Künstlerduo Beisel konzipiert, und da es mit so richtig echtem Programm eben erst am 12. November um Punkt 10 Uhr mit der Morgenlesung losgeht, kann man sich bis dahin „nur“ am hübschen Art Work erfreuen. Das allerdings einiges verspricht.

Das eigentliche Programm: Die schon erwähnte halbstündige Morgenlesung bringt uns an den vier Festivaltagen Stanislaw Lems „Golem XIV“ zu Gehör, 10.30 Uhr erfolgen diese Erklärungen eines Supercomputers über die fatalsten Irrtümer der Menschheit in Bezug auf ihre Bedeutung im Universum jeweils in englischer Sprache, schließlich handelt es sich um ein internationales Festival. Das beweisen auch die sich anschließenden Arbeits- und Festivalgespräche mit jungen Regisseur*innen aus Italien, Polen und Deutschland. Auch in der Video-Post an den frühen Festivalnachmittagen kommen junge Theaterschaffende aus Europa zu Wort, dem folgen die Festivalgespräche. Ziemlich kommunikations- und wortlastig also, man würde ziemlich gespannt sein, wie das Publikum zusammengesetzt ist, das dieses Programm besucht. Wieviel man die Mitzuschauenden und -hörenden mitbekommen?

Für jeden Abend 20:30 Uhr ist eine Inszenierung als Live-Übertragung angekündigt – nur eine davon ist wirklich an ein Theater gebunden; dass eine Adaption „nur“ für den Livestream stattfindet, ist ziemlich sicher in diesen veranstaltungsunsicheren Zeiten. Sicher ist auch, dass auf  www.fastforw.art durchgehend etwas zu sehen ist. Mindestens genauso spannend dürfte sein, wie das Theaterpublikum auf die Online-Party-Angebote reagiert, die ab 22.30 Uhr allfestivalabendlich gestreamt werden.

Täglich reinzuklicken lohnt sich auf jeden Fall; andere Premieren, Vernissagen, Partys können ja nicht ablenken.
Katja Solbrig

Fast Forward online – Europäisches Festival für junge Regie At Work
12.-15. November 2020, täglich 10 bis mindestens 0 Uhr auf www.fastforw.art