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„Scham“ – Eine Ausstellung im Deutschen Hygiene-Museum
100 Gründe rot zu werden führt Kurator Dr.Daniel Tyradellis in der gerade eröffneten Sonderausstellung des Deutschen Hygiene-Museums an. Museums-Direktor Klaus Vogel zählt sie zu einer der wichtigsten der letzten zwei Jahrzehnte und betont die Aktualität des Themas. War die deutsche Gesellschaft seit den 68ern geprägt von dem Bemühen, sich der als bürgerlich und repressiv empfunden Scham zu entledigen und vor allem die Freiheit der Sexualität zu feiern, stellt fehlendes Schamgefühl in modernen Medien oder im politischen Alltag ganz neue Herausforderungen, mit dieser, dem Menschen wohl in seiner Natur mitgegebenen Fähigkeit umzugehen. In einem gelungenen Zusammenspiel von wissenschaftlichen Exponaten und künstlerischen Arbeiten wie Videos und Skulpturen zeigt die Ausstellung Scham als wichtiges Instrument zur Kontrolle des sozialen Miteinanders und des Verhältnisses von Individuum und Kollektiv.
Eine sich durch mehrere Räume schlängelnde Raumplastik (Ausstellungsgestaltung Bundschuh Architekten, Berlin) legt dafür einen inhaltlich durchlässigen Rundweg vor, der nicht nur die Ausstellungsobjekte immer wieder neu in Zusammenhänge bringt, sondern die Besucher selbst mit ihren Reaktionen und speziellen Interessen Teil des Konzeptes werden lässt. Der eigene Umgang mit Scham und Peinlichkeit wird auch an außereuropäischen und historischen Normen gemessen und von religiösen Standpunkten aus betrachtet. Von plötzlichem Erröten bis zu unterdrückter Menschlichkeit gibt es viele Gründe, der Scham auf den Grund zu gehen. Denn dass wir in schamlosen Zeiten leben, ist ein Irrtum – so eine der Thesen der Ausstellungsmacher.
Die Sonderausstellung wurde von der Kulturstiftung des Bundes mit 245.000 Euro großzügig unterstützt und ist bis Juni 2017 zu sehen. Bildungsangebote für Schulen, Begleitveranstaltungen sowie ein Buch mit literarischen Miniaturen und Essays ergänzen das Programm. Ausführliche Informationen zur Ausstellung in der Januar-SAX 2017.
Isma
Scham – 100 Gründe rot zu werden Sonderausstellung Deutsches Hygiene-Museum, bis 5. Juni 2017 www.dhmd.de