Kuba begegnet Mozart und dem Namen der Rose

Berliner Hornistin Sarah Willis bringt das Havanna Lyceum Orchestra ins altehrwürdige Kloster Eberbach

Foto: Ansgar Klostermann

Das Wetter machte es erforderlich, das eigentlich für die Wiese im Kreuzgang des Klosters Eberbach geplante Konzert in die ursprünglich romanische, später gotisch erweiterte Basilika zu verlegen. An dem Ort, an dem Teile Umberto Ecos „Der Name der Rose“ mit Sean Connery gedreht wurden, fusionierten die Musiker nun Mozart mit kubanischen Rhythmen. Das ursprünglich florierende Zisterzienser-Kloster, eine Gründung Bernhards von Clairvaux, war bereits im Zusammenhang mit dem Reichsdeputationshauptschluß 1803 säkularisiert worden und beherbergt heute ein Hotel, ein Museum und eine Gaststätte sowie ein von Kennern geschätztes Weingut. Es dient gerne künstlerischen Events wie Ausstellungen und Konzerten.

Sarah Willis hat schon seit einiger Zeit ihre Liebe für kubanische Musik entdeckt. Eigentlich hat sie eine klassische Ausbildung und ist der weibliche Teil der Horn-Sektion der Berliner Philharmoniker. Aber bereits seit einigen Jahren hat sie mit wechselnden Musikern, zum Teil auf Kuba kubanischen Rhythmus mit klassischer Musik kombiniert. Ähnlich den Dresdner Klazz Brothers, die mit Cuba Percussion schon seit 20 Jahren dieses Konzept erfolgreich in die Welt bringen (zuletzt bei einer berauschenden Session im letzten Monat bei den Dresdner Filmnächten), hat sich auch Sarah Willis erkennbar in diese Musik verliebt. Dabei addiert sie zu der volkstümlichen kubanischen Musik ein Instrument, das mit seiner Geschichte als Signalgeber in Krieg und Jagd eigentlich nicht viel mit der lebensbejahenden, fröhlichen Musik zu tun hat. Sollte man meinen, bis man Sarah Willis gehört hat.

Auch das Havanna Lyceum Orchestra als Orchester der Absolventen der Universität der Künste ursprünglich in der Klassik zuhause, verdankt seine Gründung 2016 unter anderem der Unterstützung durch die Stiftung Mozarteum Salzburg. Diesem Mozartbezug ist wohl auch das Projekt des Imports von Mozarts Oper „La Clemenza di Tito“ gespielt von eben diesem Orchester nach Havanna zu verdanken. Die Mozart-Affinität findet sich dann auch im Album mit Sarah Willis: „Mozart y Mambo“.

Daraus gab es die Serenade D-Dur und den Hornkonzertsatz Es-Dur. Die Stücke begannen jeweils mit einer nahe am Original gespielten Auftaktsequenz, um dann in den fröhlich beschwingten Kubanischen Rhythmus überzugleiten. Wäre Mozart Kubaner gewesen, hätte er wohl so komponiert. Aber auch kubanische klassische Komponisten des ausgehenden 19 und beginnenden 20. Jahrhunderts kamen zur Aufführung, sowie neue Werke von Mitgliedern des Orchesters selbst. Hinzu kamen Klassiker wie Jorge Amados "Danza de los Fugitivos" oder Chuco Valdés mit "Mambo Influenciado".

Die Musiker beschränkten ihren Tätigkeitsbereich nicht auf die Bühne, sondern unternahmen fröhliche Ausflüge durch den Mittelgang der Basilika. Spätestens da fühlten sich die Zuhörer animiert, aufzustehen und sich zu den beschwingten Tönen zu bewegen. Das ohnehin auch künstlerisch ansprechende Konzert entwickelte sich so zu einem Latino-Happening.

Das Rheingau-Musik-Festival läuft mit täglich  zum Teil mehreren Konzerten in diesem Jahr noch bis 2. September. Karten für das im Sommer jeden Jahres stattfindende Festival erhält man über die Homepage  www.rheingau-musik-festival.de das Karten-Telefon (06723) 602170 oder über die Dresdner Reisebüros. Letztere können sicher auch Weinproben in den Rheingau-Weingütern und Ausflüge nach Rüdesheim und hinauf zur Germania (Wacht am Rhein) organisieren. Besonders Wanderer können so den Ausflug genussvoll abrunden.
RA