Hunnu Rock

The Hu aus der Mongolei am 13. Juli im Alten Schlachthof

Die Mongolen sind als Reitervolk bekannt, das unter Dschingis Khan und seinem Sohn Kublai Khan das größte zusammenhängende Reich der Geschichte beherrschte. Heute leben in der Mongolei weniger Menschen als in Berlin (knapp über 3 Millionen) und man reitet nicht mehr mit Pferden durch die weitläufigen Steppen, sondern auf Motorrädern. The Hu basteln sich aus dem Clash der Traditionen ihres Landes mit moderner westlicher Kultur ein Bandkonzept. Im Video zu »Wolf Totem« stehen sich mitten im mongolischen Nirgendwo nicht etwa Reiterarmeen gegenüber, sondern Bikergangs – bewaffnet mit Folk-Instrumenten wie Morin Khuur (Pferdekopfgeige), Tsuur-Flöte, Topshur (zweisaitige Laute) und Tumur Khuur (Maultrommel). Statt Volksmusik zu spielen, übersetzen die Musiker damit Ideen aus Rock und Heavy Metal in einen neuen Kontext. Der Clip geht wie schon der zum kurz vorher veröffentlichten Hit »Yuve Yuve Yu« viral – wohlgemerkt international.

Die Band entsteht 2016 am Staatskonservatorium Ulanbaatar, der Hauptstadt der Mongolei. Dort studieren die vier Mitglieder Gala (eigentlich: TS. Galbadrakh), Jaya (G. Nyamjantsan), Temka (N. Temuulen) und Enkush (B. Enkhsaikhan). Letzterer erklärt: »Wir hörten alle bereits als Kinder zu Hause Rockmusik. 2016 haben wir die ersten gemeinsamen Lieder geschrieben und Schritt für Schritt zu unserem Sound gefunden.« »Neben der mongolischen Musik finden sich auch Einflüsse von Bands wie Metallica, Slipknot, Marilyn Manson, Tool, Apocalyptica, Sepultura oder Rammstein«, ergänzt Gala. Hilfe kommt von Produzent Dashka (B. Dashdondog), ein zentralasiatischer Musikstar, der die Band fördert und bald als Hauptsongwriter fungiert.

Fest zum Sound ihres sogenannten Hunnu Rock gehört auch Ober- und Untertongesang. Gala zieht Parallelen zu den gutturalen Vocals im Death Metal: »Diese Gesangstechnik ist schwer zu erlernen, es bedarf jahrelanger Übung. Der Kehlkopfgesang ist in gewisser Weise mit den Growls im Metal zu vergleichen, wenngleich die Technik eine ganz andere ist. Im Hunnu Rock trifft Ost auf West, Alt auf Neu und Tradition auf Moderne.«

Das aktuelle Album »Rumble Of Thunder« von 2022 bietet nun viel mehr als nur Metal-meets-Mongolenmucke, allem voran eine gewaltige Portion Blues- und Hardrock. Tonnenschwer pluckern die Grooves übers Grasland, die Geister von Lemmy und Dusty Hill nicken einträchtig mit den Heiligenschein-bekränzten Häuptern. Die stilistische Bandbreite jedenfalls erleichtert den Zugang zu »Rumble Of Thunder« enorm, weil sie den Einstieg aus unterschiedlichsten Richtungen erlaubt.

Übrigens: Hinter dem Bandnamen steckt mehr als nur ein Homonym zu The Who. Hu bedeutet soviel wie Mensch im Mongolischen.
JH

The Hu 13. Juli, 20 Uhr, Alter Schlachthof, www.thehuofficial.com