Gleichverschiedenheit

Die Toten Hosen, der Polt und die Wells sagen am 12. August »Forever«

Die TotenHosen

Da kommt zusammen, was anscheinend nicht zusammengehört: Gerhard Polt, die Well-Brüder und die Toten Hosen gehen gemeinsam auf Tour und kommen am 12. August in die Freilichtbühne Junge Garde. Kennengelernt haben sich die Toten Hosen und die Well-Brüder, die damals noch Biermösl Blosn hießen, einst bei Protest-Konzerten in Wackersdorf. Es folgten gemeinsame Programme, bei denen auch Gerhard Polt mit von der Partie war; legendär das gemeinsame Weihnachtskonzert der anderen Art von Polt, Wells und Hosen: »Abvent!« Die Biermösl Blosn ist seit dem Ausscheiden von Hans Well Geschichte. Michael und Stofferl machen seither mit Bruder Karli unter dem Namen Wellbrüder aus’m Biermoos weiter. Der Draht zu den Toten Hosen aber ist unverändert erhalten geblieben. »Wir sind Freunde, und zwar forever!«, erklärt Stofferl Well und hält fest: »Was die Musik verbunden hat, darf der Mensch nicht trennen.« Da wundert es nicht, dass die jetzige Tour unter dem Motto »Forever« steht. Man beachte aber auch den Untertitel: » Eine kulturelle Aneignung Zumutung«.

Wenn die bayrischen Freigeister auf die im Punkrock verwurzelten Rheinländer treffen, ist kein normales Konzert zu erwarten. Stattdessen wird ein obskurer Mix aus Satire, Chaos, Kleinkunst, Rock’n‘Roll und Volksmusik jegliche Grenzen sprengen. Während bei frühen gemeinsamen Vorführungen vor allem die vermeintlichen Gegensätze beider Seiten Thema waren und jeder seinen Stiefel durchzog, ist über die Jahre immer mehr zusammengewachsen, was zusammengehört. Alle spielen bei allen mit, man zieht das Ding wirklich zusammen durch. In den besten Momenten wirkt es fast schon homogen, wie sich hier kollektiv aufs Glatteis begeben wird: Polt und die Well-Brüder öffnen sich der Rockmusik, dafür beschränken die Hosen sich auf akustische Instrumente und machen jeden bayerischen Mundart-Wahnsinn mit. Man respektiert sich, auch wenn man sich nicht immer versteht. Intern wurde diskutiert, ob es sich bei alldem eigentlich um kulturelle Aneignung handelt. Das Ergebnis: Kann schon sein, aber vor allem ist es eine Zumutung.

»Hurra, endlich Ferien!«, jubeln Die Toten Hosen über die anstehende gemeinsame Zeit. Gerhard Polt unterstreicht: »Die Gleichverschiedenheit in unserer Zusammenballung verleiht uns die Pekularität!« Und die Well-Brüder zeigen sich ebenfalls zuversichtlich: »Uns ist es eine große Freude und Ehre mit unseren Freunden von den Toten Hosen und dem Gerhard noch einmal auf Tour zu gehen. Mit Begeisterung und Respekt werden wir uns unsere Kulturen gegenseitig aneignen, und wir werden nicht Halt machen beim Volumen unserer Trinkgläser: Von 0,2 bis zu einer Maß, alles ist möglich! Weil wir Freunde sind! Forever!«
JH

Gerhard Polt, die Well-Brüder & Die Toten Hosen 12. August, Freilichtbühne Junge Garde (ausverkauft)