Auf die Fresse

Juse Ju am 9. November in der Chemiefabrik

Das Problem ist doch im Endeffekt, dass immer irgendwas passiert … Und deshalb heißt Juse Jus neues Album »Das Problem, dass immer irgendwas passiert«. Die Frage, ob das noch Rap ist oder schon Pop, braucht man sich bei diesem Album nicht stellen. Es ist schnell, es ist düster, es ist kompromisslos. Juse Ju schmettert der Gegenwart mit all ihren Zwängen, Süchten, Normen und Feindseligkeiten Rap entgegen.

Gleich im ersten Track seines neuen Albums meint Justus Hütter, er habe »aufgegeben wie Al Bundy«. Aber das stimmt gar nicht. In glatten zehn Tracks mimt er unter seinem Pseudonym Juse Ju jemanden, der richtig Bock auf Auf-die-Fresse hat. Dabei ist es aber so, dass Juse Jus Output sich bisher doch recht anders gestaltete. Schwelgerische Anekdoten aus Japan oder herzberührende Nachrufe auf coole Onkels sucht man auf der neuesten Veröffentlichung des Kirchheimers vergeblich. Und auch, wenn der Rapper hier und da seine Krawalllust schon mal durchblicken ließ, dann doch nie so konzentriert wie hier.

Das könnte natürlich dazu verleiten, direkt ins Gegenmeckern einzusteigen. Aber Juse Ju soll ja keine Pizza liefern, die dann bitte schön auch so belegt ist, wie bestellt, sondern Songs kreieren, die er sich selbst ausdenkt. Und das ist auch völlig okay so, denn – um in der Analogie zu bleiben – Pizza geht eh immer: Belag wurst. Oder eben was ganz anderes.
JH

Juse Ju 9. November, Chemiefabrik, Karten bei SaxTicket und saxticket.de