Der Geheimtipp zum Weitersagen

Die Brasserie Ehrlich in Wurgwitz

Ein Umzug ist für jedes gastronomische Unternehmen immer eine Herausforderung, die man unbedingt abwägen sollte. Gelingt es, sich in der neuen Umgebung zu etablieren? Kann man den eigenen Stil weiter perfektionieren? Kommen die Stammgäste wieder? Fragen, die über Wohl und Wehe entscheiden können. Nadine Butter und Stephan Fröhlich haben diesen großen Schritt im Mai dieses Jahres gewagt und sind mit ihrer Brasserie Ehrlich aus dem urbanen Umfeld Plauens hinter die Stadtgrenzen Dresdens gezogen. In Wurgwitz, einem Ortsteil Freitals, wagten beide einen Neustart, der aller Ehren wert ist. Bewirteten beide bis dato ihre Gäste in einer feinen, aber wirklich sehr kleinen Brasserie auf der Chemnitzer Straße an Dresdens Peripherie, so erstreckt sich nun ihr Genusstempel über zwei Etagen eines ganz bezaubernden Bauernhauses, das nicht nur äußerlich viel her macht. Schon von Weitem verkündet der liebevoll gestaltete Schriftzug auf der Fassade des ehemaligen Bauernstübels, dass hier nun das savoir vivre genossen werden kann und soll.

Auch das Innere des aufwendig restaurierten und mit viel Geschmack gestalteten Hauses atmet nicht nur Geschichte aus jeder Fuge, sondern umgarnt den Gast mit einer Mischung aus bäuerlich-gemütlicher Nähe, schlichter Eleganz und ganz viel Herzblut. Hier prangt ein hübscher Sinnspruch vom bestickten Kissen, dort steht ein goldgerändertes Kännchen aus Großmutters Zeit. Alles ist wohl arrangiert und keinesfalls kitschig, eher beruhigend authentisch.

In der Brasserie trifft familiäre Gastlichkeit auf Perfektionismus sowie Leidenschaft für das Kochen und Bewirten. So führt Sommelière Nadine Butter die Gäste mit französisch anmutender Leichtigkeit durch die Speisenfolgen. Neben fundierter Beratung bei Speis und Trank ist es ihre höflich-herzliche Ansprache, die einen Besuch in Wurgwitz zum wahren Genuss macht. Unaufdringlich erfährt man einiges zur Geschichte des Hauses, den kulturellen Gegebenheiten des Ortes und natürlich auch zu den Genüssen auf den Tellern. Diese zaubert Stephan Fröhlich, den man – ohne zu übertreiben – einen Meisterkoch nennen kann. Ein das Drei-Gänge-Menü eröffnendes Süppchen, eine überwältigende Crème brûlée zum Kaffee, eine schmackhaften Quiche, ein traumhaft zartes Stück Entrecôte oder »nur« ein kleines Häppchen vom Gateau, einem bombastischen lauwarmen Schokoladenkuchen mit flüssigem Kern – so, und nicht anders darf man sich französische Lebensart auf dem Teller vorstellen. Den passenden Wein gibt es auf Empfehlung der versierten Sommelière direkt aus dem hauseigenen und wohlsortierten Weinkeller. Eine ganz besondere Empfehlung ist der sommerlich frische Hauswein »Formidable«, den beide nach einer inspirierenden Reise durch die Provence als wunderbare Erinnerung gern mit ihren Gästen teilen.

Zur Gaststube, die etwa 20 Menschen Platz bietet, gehört außerdem eine Terrasse, ein kleiner Hofgarten sowie das Stübli – ein separater Raum, in welchem zehn bis 15 Gäste in aller Ruhe speisen können.
Wer wirklich mit allen Sinnen genießt, dem sei ein Blick aus den kleinen Fenstern des Hauses empfohlen. Lieblicher kann ein Ausblick so kurz hinterm Berg und trotzdem so nahe Dresdens nicht sein. Hügelige Wiesen und kleine Wälder laden zum Verdauungsspaziergang. Überall grünt und blüht es. Kleine Straßen und Wege schlängeln sich ins Tal. Dazu noch die zum Haus gehörende Schar kuscheliger Esel und Ziegen – all dies ist fast schon mehr, als waschechte Romantiker und Liebhaber Frankreichs aushalten können.
F. Lodhäst

Brasserie Ehrlich Wiesenweg 1, 01705 Freital OT Wurgwitz, Telefon 30934232
Donnerstag bis Sonanbend ab 17 Uhr, Sonntag und Feiertage 12 bis 14 und ab 17 Uhr, Montag bis Mittwoch nach Absprache
www.brasserie-ehrlich.de