Walter Kaufmann – Welch ein Leben

Walter Kaufmann, 1924 als Jizchak Schmeidler in Berlin geboren, wurde im Alter von drei Jahren von einer jüdischen Familie aus Duisburg adoptiert. Am 19. Januar 1939, dem Tag seines 15. Geburtstags, verließ er Nazideutschland mit einem sogenannten Kindertransport in Richtung Großbritannien. Sein Lebensweg wird ihn, geprägt von mal glücklichen, mal widrigen Umständen, um die ganze Welt führen. Zunächst besucht er die Schule einer deutschen Reformpädagogin im englischen Exil.

Ab 1940 wird er mit anderen jüdischen Exilanten zunächst in England, später in Australien als »Enemy Alien« interniert. Er tritt in die australische Armee ein, wird nach dem Krieg australischer Staatsbürger, Gewerkschafter und Kommunist, arbeitet down under im Hafen, als Seemann und Hochzeitsfotograf, trifft seine erste Ehefrau. Und er beginnt zu schreiben. 1953 erscheint in Melbourne sein erster Roman »Voices in the Storm«, die Geschichte einer Gruppe junger Untergrundkämpfer gegen Hitler. Mitte der 1950er-Jahre übersiedelt er in die DDR, bereist als Schriftsteller auch dank seines australischen Passes weiterhin die Welt, wird Zeuge geschichtsträchtiger Ereignisse und steht dabei auf der Seite der Verfolgten und Entrechteten.

Mit ausführlichen Interviewpassagen und historischen Filmaufnahmen schildert der Dokumentarfilm das wahrlich außergewöhliche Leben dieses bis zum letzten Tag kämpferischen Mannes, der gern die 100 erreicht hätte, aber schon ahnt, dass ihm das nicht gelingen wird. Walter Kaufmann starb am 15. April 2021 in Berlin. Dass er seine Mutter zum Abschied mit den Worten trösten wollte, dass sie nicht traurig sein solle, er sei ja gar nicht ihr Kind, machte ihm ein Leben lang zu schaffen. Er hat seine Eltern nie wiedergesehen. Sie wurden in Auschwitz ermordet.
Angela Stuhrberg

Walter Kaufmann – Welch ein Leben Deutschland 2021
, Regie: Karin Kaper und Dirk Szuszies
ab 14.10. Programmkino Ost, am 14.10. um 19 Uhr Premiere im Rahmen der jüdischen Woche