Victoria - Männer & andere Missgeschicke

Die Geschichte einer modernen Frau

Victoria ist Ende 30, alleinerziehend und arbeitet als Anwältin in Paris; eine echte Powerfrau, die leichtfüßig Familie und Karriere vereint, nebenbei noch ein lockeres Sexleben führt und sich charmant-egozentrisch durchs Leben tanzt. Die Realität: Victoria ist fast 40, ihre Kinder verbringen die meiste Zeit mit dem Au-Pair-Boy, ihr Ex-Mann zahlt seit Monaten schon keinen Unterhalt, ihr Job als Anwältin wird für sie zur Obsession. Karriere und Geld stacheln sie an. Die freie Zeit, die sie sich bewusst für sich selbst oder ihre Kinder nehmen könnte, verbringt sie mit ihren Liebhabern. Ihr Privat- und  Berufsleben kollidieren jeden Tag aufs Neue.

Langsam, aber sicher, ist sie fast am Ende ihrer Kräfte, sie befindet sich im emotionalen Ausnahmezustand, doch bevor sie sich das eingesteht, macht sie munter weiter. Ihr Herz schüttet sie immer wieder den falschen Menschen und an falschen Orten aus. Den Typen, mit denen sie eigentlich schlafen sollte, erzählt sie von ihren beruflichen Ängsten; einer ihrer Klientin, die sie eigentlich verteidigen sollte, von ihrem Ex, ihrem zweiten Psychiater von ihrem ersten und die Lenkung für ihr Leben sucht sie bei einer Wahrsagerin. Ihr Leben ist ein einziger großer Wirrwarr und es scheint, als hätte sie permanent die falschen Entscheidungen und Wege eingeschlagen.

Die Hauptfigur in Justine Triets dramatischer Komödie „Victoria – Männer & andere Missgeschicke“ ist alles andere als ein armes unschuldiges Ding. Victoria ist eine beruflich erfolgreich, selbstbewusste und starke, aber auch komplizierte Frau, deren Leben sich als großes Chaos entpuppt. Zwischen Einsamkeit, Geld, Sex, Justiz, Kinder, Arbeit und schwierigen Beziehungen mit Männern taumelt sie von einem Missgeschick ins nächste, bricht manchmal zusammen, aber steht im nächsten Moment wieder auf.  Justine Triets erzählt unterhaltsam und erbarmungslos die Geschichte einer modernen Frau, die unbeirrt, aber trotzdem etwas hilflos durchs Leben geht, sich indirekt oft selbst bemitleidet, die falschen Entscheidungen trifft und dabei oft den Bezug zu den Menschen, die sie umgeben, verliert. Der Film tänzelt elegant zwischen Romantik und Zynismus, zwischen Chaos und Ordnung, zwischen Drama und Komödie wie aich zwischen Gesetz und Moral.
Felicitas Galinat

Victoria – Männer & andere Missgeschicke
Frankreich 2016; Regie: Justine Triets
Mit Virginie Efira, Vincent Lacoste, Melvil Pouoaud und Laurent Poitrenaux
Zu sehen im Kino in der Fabrik
www.alamodefilm.de