Verbrannte Erde

Ein deutscher Genrefilm mit französischer Anmutung

Eine superbe Überraschung: 13 Jahre nach »Im Schatten« spinnt Thomas Arslan die Geschichte von Trojan weiter, dem Profi-Verbrecher, der aus dem Knast kam und aus Berlin abhauen musste, weil ihm sein früherer Kumpel an den Kragen wollte. Nach einem geplatzten Deal mit Luxusuhren kehrt er jetzt in die Hauptstadt zurück und sucht einen Job, aber die Kontakte sind nicht mehr so toll und in der digitalen Welt findet er sich nicht zurecht. Ex-»Kollegin« Rebecca (Marie-Lou Sellem), inzwischen seriöse Vermögensberaterin, könnte ihm aus der Patsche helfen. Mit ein paar anderen Kriminellen ein kleines Bild von Caspar David Friedrich, »Frau vor der untergehenden Sonne«, aus dem Museum klauen, sollte nicht kompliziert sein und die versprochene Bezahlung hat auch ihren Reiz. Der Kunstraub verläuft zwar relativ easy, aber dann kommt das dicke Ende: Der Auftraggeber denkt nicht daran, auch nur einen Cent zu blechen und sein skrupelloser Mittelsmann (Alexander Fehling) macht ohne mit der Wimper zu zucken die Drecksarbeit.

Ein deutscher Genrefilm mit französischer Anmutung, der es mit der internationalen Konkurrenz aufnehmen kann, das ist selten. Vielleicht liegt das auch an Mišel Matićević, der als mundfauler und schwermütiger Loner mit eigenen Regeln und eigenem Moralkodex abseits bürgerlicher Normen glänzt, sich sogar einen Miniflirt mit der Fahrerin des Fluchtautos gönnt (Marie Leuenberger), aber mögliche Gefühle schnell wieder unter Kontrolle hat, sogar das Angebot für ein paar Tage Unterschlupf von ihr ablehnt. Nur nichts riskieren! Heist-Filme-Liebhaber Arslan verzichtet auf die üblichen Berliner Folklore-Zutaten, präsentiert keine Glitzermetropole, sondern eine gesichtslose und unwirtliche Stadt bei Nacht mit billigen Absteigen, hässlichen Gebäuden, verfallenen Brachen. Was von Trojans Hoffnungen nach dem finalen Showdown bleibt, sind Tod und verbrannte Erde.
Margret Köhler

Verbrannte Erde Deutschland 2024, Regie: Thomas Arslan
Mit Mišel Matičević, Marie Leuenberger, Alexander Fehling, Tim Seyfi
Programmkino Ost
www.pifflmedien.de