Tenet

Die Neuerfindung des Spionagethrillers

Wer glaubt, der Lauf der Zeit sei etwas Unumstößliches in unserer Existenz, der muss umlernen. In Christopher Nolans filmischem Donnerschlag geht es um ein Experiment mit den Gesetzen von Zeit. Die ist keine chronologische Linie, sondern wird gedreht, gewendet und auf den Kopf gestellt, »invertiert«, also umgekehrt. John David Washington ist die »Protagonist« genannte Hauptfigur in diesem Sci-Fi-Actionkracher, der die Welt retten soll. Dafür muss er in ein super-geheimes Universum eindringen, »Tenet«.

Die Menschheit steht vor einem dritten Weltkrieg, einer Auslöschung, die schlimmer sein wird als jeder nuklearer Holocaust. In der Welt des Zwielichts bilden Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ein undurchschaubares Gewirr, bald weiß man nicht mehr, in welcher Zeitschiene man sich befindet. Gesetze der Physik werden ausgehebelt. Im Kampf mit dem Antagonisten, dem russischen Oligarchen Andrei Sator (toll: Kenneth Branagh), der jegliches Leben mit seinem Tod in den Abgrund reißen will, entspinnt sich ein maliziöser Todestango. Und natürlich darf eines nicht vergessen werden: Cherchez la femme, Elisabeth Debicki als Frau mit dem wunden Herzen einer Mutter und dem Hass einer coolen Rächerin.

Nach »Inception«, der Neointerpretation des beliebten »Heist-Movies«, erfindet Nolan in »Tenet« den Spionagethriller neu. Gedreht wurde in sieben Ländern, die Aufnahmen aus einer Kombination von IMAX und 70mm explodieren auf der Leinwand, dazu ein optimaler Cast von Robert Pattinson als Neil an der Seite des Protagonisten, wobei man lange nicht weiß, ist er Freund oder Feind, bis hin zu Sidekicks wie Martin Donovan und Michael Caine, lassen keine Wünsche offen. Hoffentlich wird Nolans Retter auf der Leinwand auch zum lang ersehnten Retter der gebeutelten Kinos. Tipp: Logik und Verstand mal ausschalten, einfach nur schauen. Es lohnt sich.
Margret Köhler

Tenet USA 2019, Regie: Christopher Nolan
mit John David Washington, Robert Pattinson, Elizabeth Debicki
Schauburg, Ufa-Palast, CinemaxX, Rundkino, UCI, Schauburg
ab 10.9. Thalia (OmU)