Schwarze Adler
Ein Film über den Rassismus in und außerhalb der Stadien
Affenlaute von den Zuschauertribünen, Würfe von Bananen auf den Platz, Schmähungen mit dem »N-Wort«, Komplimente als »schwarze Perlen« oder »schwarze Bomber«. Thorsten Körner beobachtet in seinem Projekt Rassismus im und außerhalb der Stadien. Das ambitionierte Unterfangen funktioniert, weil die Fußballerinnen und Fußballer sich nicht in ein ideologisches Korsett pressen lassen und Gefühle zeigen. Sie reden offen über rüde Angriffe, aber auch über zunehmende Unterstützung von Fans und DFB. Hart war es jedenfalls nicht nur für die ersten schwarzen Nationalspieler Erwin Kostedde und Jimmy Hartwig in den 1970er-Jahren, die allein durch ihre Hautfarbe für Neugier auf die »Exoten« sorgten und Aggression herausforderten, galt der Fußball mit dem »schwarzen Adler« auf dem Trikot doch als »urdeutsches« Terrain.
Die Gesprächspartner verstehen sich als »Afrodeutsche«, »Schwarze« oder »Besatzungskinder« und erzählen, wie der »weiße« Blick ihre Existenz prägte. Auch heute bekannte Spieler wie der Ghanaer Gerald Asamoa, der sich mit Grausen an das Spiel gegen Hansa Rostock II 2006 erinnert, der Brasilianer Cacau oder Jerôme Boateng litten unter Diskriminierungserfahrungen, Jordan Torunarigha wurde noch im Februar 2020 von Schalke-Anhängern wüst beleidigt. Bei den Fußballerinnen ist es nicht besser, was Steffi Jones, von 2016 bis 2018 Bundestrainerin der Frauen-Nationalmannschaft, oder Fußballerin Shary Reeves (»das macht einen sehr sehr müde«) erlebten, lässt einem die Haare zu Berge stehen. Interessant ist der Film auch als Spaziergang durch die Zeitgeschichte, angefangen von der Werbung für schöne weiße Wäsche und Persil, über unsägliche von Naivität geprägte Talkshows bis hin zu medialer Frauenfeindlichkeit und Verachtung Fußballerinnen gegenüber. Den Menschen als Menschen sehen, das wird noch dauern.
Margret Köhler
Schwarze Adler Deutschland 2021, Regie: Torsten Körner
Zu sehen auf Amazon Prime Video