Parallele Mütter

Zwei Frauen, zwei Schwangerschaften. Beide sind Single und ungewollt schwanger. Die 40-jährige Fotografin Janis freut sich auf das Kind, die erst 17-jährige Ana fühlt sich zu jung für eine Mutterschaft, ihre selbstsüchtige Mutter ist ein schlechtes Beispiel, hat nur ihre späte Karriere als Schauspielerin im Sinn. Nach der Geburt ihrer Mädchen wollen sie in Kontakt bleiben, aber sie verlieren sich schnell aus den Augen. Als sie sich wiedertreffen, ist der Jubel groß, sie wissen nicht, welche emotionalen Herausforderungen noch auf sie warten, die ihr Leben zwischen Schmerz und Glücksempfinden auf den Kopf stellen.

Pedro Almodóvar und Penélope Cruz, das Dreamteam des spanischen Films, arbeiten zum sechsten Mal nach Filmen wie »Zerrissene Umarmungen« oder »Volver-Zurückkehren« zusammen, eine tolle und erfolgreiche Symbiose. Oscarpreisträgerin (Beste Nebendarstellerin in »Vicky Cristina Barcelona«) Cruz wurde für ihre traumhafte Performance beim Filmfestival in Venedig als Beste Darstellerin ausgezeichnet und jetzt für den Oscar nominiert. Aber die noch unbekannte Milena Smit als Ana kann schauspielerisch mithalten. Der spanische Regisseur beackert in diesem Melodram das Feld der Mutterschaft in ihren biologischen, sozialen und psychologischen Facetten erneut nach »Alles über meine Mutter« und »Leid und Herrlichkeit«. Für Almodóvar ist die generationenübergreifende weibliche Geschichte auch eine Hommage an »Mütter aus Berufung« und Alleinerziehende, gleichzeitig hinterfragt er die klassische Vorstellung von Familie und Geschlechterverhalten, präsentiert ein diverseres Modell.

Der zweite Handlungsstrang des Films konzentriert sich im Prolog und Epilog auf Vergangenheitsbewältigung mit dem Fokus Massengräber unter Franco, lange ein Tabuthema. Bei der Zusammenführung der Erzähllinien holpert es allerdings manchmal.
Margret Köhler

Parallele Mütter Spanien 2021, Regie Pedro Almodóvar
Mit Penélope Cruz, Rossy de Palma, Israel Elejalde, Aitana Sánchez-Gijón
Programmkino Ost, Schauburg