Papa was a Rolling Stone
Olaf Schubert wird im Kino zu »Olaf Jagger«
Wenn eine Kunstfigur die Hauptperson in einer Mockumentary spielt, einem gefakten Dokumentarfilm, muss man sich das rein mental auch erst mal zurechtlegen. Eine Art Doublefake? Selbst Schubert findet das schlussendlich verwirrend, hat »aber beim Machen davon nix gemerkt«. Aber: Nähme man das Ganze mal für bare Münze, müsste die Rockgeschichte ab dem 6. April ein wenig umgeschrieben werden. Denn: »Olaf Jagger« geht ab da in den Kinos auf die Suche nach Vati, also dem biologischen; und der Titel des Films deutet an, dass es am Ende nicht Darth Vader ist, der ausruft »Ich bin dein Vater!«.
Am Anfang ist – der Tod. Olaf und sein Papa pflegen das Grab der Mutti Anna-Marie. Sie ist gestorben und hat einiges an Material hinterlassen, das Olaf endlich sichten will. »Das Angebot für den Film kam auf dem kurzen Dienstweg, lag dann aber erst einmal ein Weilchen brach. Dann kam Corona zu Hilfe, weil alle plötzlich Zeit hatten. Und ich begann den Keller auszuräumen, so fing es dann an«, erinnert sich Olaf Schubert. Schließlich hat die Mama beim Jugendradio DT64 gearbeitet. Und siehe da: Es findet sich ein Magnetspulentonband mit einem Interview, das die Mutti mit Mick Jagger geführt hat. Im Westen! Das wirft natürlich eine Menge Fragen auf. Wie kam sie hinter die Mauer? Wie kam sie an die Stones heran? Und lief das was mit Mick?
So geht Olaf Schubert mit einem Filmteam auf Spurensuche in Ost und West. Er trifft unter anderem Hartmut König und Flake, Toni Krahl und Christine Dähn. »Es war verblüffend zu erfahren wie intensiv sich manche Menschen an unterschiedlichsten Orten mit bestimmten Themen beschäftigen. Es gibt Rolling-Stones-Museen, Rock’n’Roll-Archive und Diverses mehr. Das entbehrt gelegentlich nicht einer gewissen Kauzigkeit, welche mich durchaus beeindruckt.« Und so reist man durch das ganze Land, wobei sich der Hauptakteur mehr und mehr in die Idee verbeißt, ein Jagger-Sprößling zu sein. Aber warum unbedingt der Mick? »Elton John hat viel größere Füße als ich, Bruce Springsteen ist viel zu klein und Toni Krahl ist ja gefühlt mein Nachbar – da bleibt nur Mick. Schon wegen der Ähnlichkeit.«
Und nicht nur diese ist verblüffend: Man vergisst nach einer Weile, dass es einen Olaf Schubert in Wirklichkeit nicht gibt, ja, dass die ganze Handlung eigentlich absurd ist. Das liegt daran, dass es der Regisseurin und Drehbuchautorin Heike Fink gelingt, den Comedian als Schauspieler arbeiten zu lassen. Im Gegensatz zum missratenen Kino-Erstling »Schubert in Love« wird hier darauf geachtet, eine Geschichte zu erzählen. Und dabei hat nicht einmal Schubert die meisten Lacher, sondern auch »Nebenfiguren« wie Jochen Barkas oder Alexander Schubert. Überhaupt ist der Film kein durchgehender Schenkelklopfer. Der Hauptdarsteller selbst darf sich auch mal von einer ganz anderen Seite zeigen, er ist mal tief traurig, verzweifelt und sogar hin und wieder arrogant und fies. Gibt es da eine dark side of Olaf Schubert? »Eine helle und eine dunkle Seite erscheinen mir fast zu wenig. Es gibt noch eine dritte, eine beige Seite. Insofern wäre ich ein Dreieck. Vermutlich ungleichschenkelig.« Und da ist er wieder, der Schelm.
Übrigens: Welchen Stones-Song hört denn Olaf Schubert am liebsten: »Aufgrund der neuen familiären Bindung höre ich neuerdings mit Vorliebe ›Sweet Lady Jane‹. In der zweiten Strophe wird Lady Anne besungen, vermutlich ist damit ja meine Mutter gemeint.« Ha, ist das noch Mockumentary? Und noch ein Geheimnis wird gelüftet, die Frage nach dem im Film fehlenden Pullunder – Schubert ist ja meist in »Zivil« zu sehen: »Ich trug ihn fast immer drunter – sicher ist sicher.«
JH
Olaf Jagger ab 6. April in den Kinos, www.olaf-jagger.de