Maria

Vom triumphalen Aufstieg zum tiefen Fall: Angelina Jolie spielt Maria Callas

Am 16. September 1977 starb die erst 53-jährige Maria Callas an Herzversagen in Paris. Zu Beginn wird auf einer Bahre ihr Leichnam aus der Wohnung getragen. Dann springt die Handlung in die Woche vor ihrem Tod. Erinnerungen, Realität und Einbildungskraft brauen sich zu einer gefährlichen Gemengelage zusammen. Die meiste Zeit verbringt sie einsam in ihrer Wohnung, nur umgeben von ihren Hunden und dienstbaren Geistern – einfach wunderbar Pierfrancesco Favino als ihr Butler und Alba Rohrwacher als Haushälterin, die sich um sie kümmern wie ein verletzbares Kind, sie ermahnen mehr zu essen und weniger Pillen zu schlucken. Die Callas ist nur noch ein Schatten ihrer selbst, wenn sie durch die Stadt mäandert, im Café sitzt oder es sich in den Kopf setzt, noch einmal zu singen, noch einmal die Magie der eigenen Stimme zu hören, ein TV-Interview führt, das auch reine Imagination sein kann. Sie sagte mal, ihre Stimme sei ihre Waffe, als diese zerbrach, zerbrach auch ihr Leben. Sie wollte geliebt werden, aber als der griechischen Reeder Aristoteles Onassis sie wegen Jackie Kennedy verließ, konnten auch Ruhm und Geld den Schmerz nicht lindern.

Nach den filmischen Porträts »Jackie« über die frühere First Lady der USA kurz nach dem Tod von JFK und »Spencer« über die unglückliche Lady Di hat sich der Chilene Pablo Larraín mit einigen Freiheiten an eine weitere Ikone gewagt, an die schillernde Primadonna Assoluta Maria Callas. Der Abschluss seiner Trilogie über berühmte Frauen des 20. Jahrhunderts. Ein Coup gelang ihm mit Angelina Jolie als Kunstfigur, die die meistfotografierte Frau der Welt mit Eleganz, aber auch Fragilität und Zerfall interpretiert, vom triumphalen Aufstieg zum tiefen Fall, und die sogar die Arien selbst singt, was Opernfans wohl die Stirn runzeln lässt. Die US-Aktrice kann viel, aber das innere Feuer der Callas hundertprozentig rüberzubringen, gelingt nicht immer.
Margret Köhler

Maria Italien, Deutschland, USA 2024, Regie: Pablo Larraín
Mit Angelina Jolie, Pierfrancesco Favino, Alba Rohrwacher, Haluk Bilginer,
Programmkino Ost und Schauburg