Könige des Sommers

Es ist zwar nicht viel los im Dorf, aber wenn eine Party läuft, ist der 18-jährige Totone (Clément Favreau) mit seinen Kumpels beim Tanzen und Flirten dabei. Mithelfen im landwirtschaftlichen Betrieb ist nicht so ganz sein Ding. Aber nach dem plötzlichen Tod des Vaters muss er Verantwortung übernehmen, nicht nur für den heruntergewirtschafteten Hof im französischen Jura, sondern auch für seine kleine Schwester (Luna Garret). Das fällt ihm nicht gerade leicht, es fehlt ihm an Geld und Erfahrung. Da kommt der Käsewettbewerb um den besten Comté mit Goldmedaille und 30 000 Euro Gewinnsumme gerade recht. Warum nicht sein Glück versuchen? Eigentlich eine Schnapsidee, denn diesen berühmten Käse macht man nicht von Null auf Hundert, dazu gehört eine sorgfältige Ausbildung, was der Junge etwas spät kapiert. Aber aufgeben ist nicht, wofür hat man schließlich Freunde?

Louise Courvoisier, die selbst in der Region aufgewachsen ist und sich von den Jugendlichen dort inspirieren ließ, erzählt die Coming of Age-Geschichte im Scope-Format liebevoll und mit rauer Poesie, aber auch mit einer Portion Humor, wenn die Jungs Milch klauen, ein Stockcar-Auto gegen einen Traktor tauschen, sich mit anderen heftig kloppen und Totone die erste und natürlich große Liebe erlebt mit wunderbaren Momenten wie auch ihren Tücken. Der heiter-sommerliche Film mit Laiendarstellern verbindet die Angst vor dem Unbekannten mit einer fröhlichen Unbekümmertheit, setzt auf die Kraft jugendlicher Solidarität. Toll gezeichnet die drei weiblichen Figuren, die kleine Schwester in ihrer Ernsthaftigkeit und Reife, die junge Bäuerin als Objekt der Begierde, die so gar nicht dem Klischee der Verführerin entspricht, die Käserin (im wirklichen Leben Gefängniswärterin), die ihm das notwendige Wissen über die Herstellung des berühmten Comté beibringt. Sie alle wachsen uns ans Herz.
Margret Köhler

Könige des Sommers Frankreich 2024, Regie: Louise Courvoisier
Mit Clément Faveau, Maiwenne Barthelemy, Luna Garret, Mathis Bertrand
Programmkino Ost, Schauburg und Zentralkino
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