Judy
Renée Zellweger wird zu Judy Garland
Sie war ein Kinderstar und kletterte später ganz oben auf den Show-Olymp. Über Jahrzehnte verzauberte Judy Garland das Publikum. 1939 stellt Studioboss Louis B. Mayer die 16-Jährige vor die Wahl, nach seiner Pfeife zu tanzen und versprach, sie zur Legende zu machen. Wenn nicht, würde ihr Stern schnell sinken. Nach dieser Szene springt das Biopic 30 Jahre weiter. Die besten Jahre sind vorbei, Judy hält sich mit Alkohol, Aufputsch- und Beruhigungsmitteln über Wasser, um die Finanzen steht es schlecht. Als dann noch ihr Ex-Mann auf das Sorgerecht für die beiden jüngsten Kinder pocht, entzieht es ihr den Boden unter den Füßen. In London tritt sie in einem schicken und angesagten Club auf, überwindet im letzten Moment ihre Nervosität und begeistert das Publikum. Nach dem Erfolg folgt der Kater, sie kommt zu spät auf die Bühne, betrunken, unvorbereitet, wird ausgebuht. Nach einem desaströsen Auftritt, entscheidet sie sich, würdevoll Abschied zu nehmen. Mit letzter Kraft und letzter Energie.
Rupert Goold konzentriert sich auf einige Monate im Leben Judy Garlands, die Ära in London, immer wieder unterbrochen durch Rückblenden zu den Dreharbeiten von »The Wizard of Oz«. Für Renée Zellweger ist Judy die Rolle ihres Lebens. Sie verkörpert den einstigen Hollywoodstar mit großer Zärtlichkeit, auch in Phasen der Verzweiflung und Traurigkeit. Mal ist sie Grande Dame, mal von Suff und Drogen gezeichnetes Wrack. Da ist nichts mehr von dem Pummelchen aus »Bridget Jones – Schokolade zum Frühstück« von 2001, sie hat sich neu erfunden (auch dank der Schönheitschirurgie) und kehrt bei dieser emotionalen Reise ihr Innerstes nach Außen, stürzt sich in die Liebe und heiratet zum fünften Mal den Falschen. Da stört die kleine Dosis Schmalz kaum. Denn dieses Drama geht an die Nieren.
Margret Köhler
Judy Großbritannien 2019, Regie: Rupert Goold
Mit Renée Zellweger, Jessie Buckley, Rufus Sewell, Finn Wittrock, Michael Gambon
Programmkino Ost, Kino in der Fabrik