Gaza mon amour
Wo die Freiheit der Gedanken und des Wortes ein Traum bleiben
Im Fernsehen sehen wir zumeist Bilder von durch israelische Bomben zerstörte Häuser, hasserfüllte und nach Rache dürstende Bewohner, weniger die Menschen, die unter der Knute der Terrororganisation Hamas ein halbwegs normales Leben führen und der Kämpfe müde sind, in Frieden leben wollen, vielleicht sogar mit dem verteufelten Nachbar Israel. Um diese Menschen dreht sich der Mix aus sympathischer schwarzer Komödie und Charakterstudie der Zwillingsbrüder Tarzan und Arab Nasser. Im Mittelpunkt steht der 70-jährige Issa, der nachts ohne Lizenz seine Netze auswirft, in der sich zufällig eine Apollostatue verfängt.
Der Junggeselle ist kein guter Verkäufer und gibt einer jammernden Kundin die Ware auch schon mal billiger ab. Auch als er sich in die verwitwete Schneiderin Siham verliebt, fehlt ihm das Talent, der Angebeteten seine Gefühle mitzuteilen. An der Bushaltestelle oder im Laden kriegt er kaum ein Wort heraus. Wie die beiden sich doch näherkommen, ist herzzerreißend und unterhaltend, was auch an dem knorrigen Salim Dau und der wunderbaren Hiam Abbass liegt. Der zweite Handlungsstrang konzentriert sich auf die Ereignisse um die Statue, die Schikanen der Hamas und ihre Raffgier, die systematische Unterdrückung der Bevölkerung und Verbreitung von Angst. Ein Alltag in seiner ganzen Hässlichkeit und Schönheit, dem junge Palästinenser wenn irgend möglich den Rücken kehren und abwandern.
Die beiden palästinensischen Regisseure verheimlichen nicht die politischen, sozialen und finanziellen Probleme in Gaza, die Folgen der Belagerung durch die Israelis, aber auch nicht die „heuchlerische und rückständige Regierung“, eine »islamistische Bewegung«, die das Land mit »eiserner Härte« unterjocht, wo Freiheit der Gedanken und des Wortes ein Traum bleiben. Und doch lassen sie einen Hauch von Hoffnung spüren.
Margret Köhler
Gaza mon amour Palästina, Frankreich, Deutschland 2020, Regie: Tarzan Nasser, Arab Nasser
Mit Salim Daw, Hiam Abbass, Maisa Abd Elhadi, Ibrahim Altoubat
Im Zentralkino und im Programmkino Ost
www.alamodefilm.de