Es war einmal in Deutschland …
Eine Ode an die Überlebenskraft
1946. Trümmerrepublik Deutschland. Frankfurt am Main. Irgendwo in einem Transitlager für jüdische KZ-Überlebende in der amerikanischen Besatzungszone. Es war einmal in Deutschland. Dies ist eine wahre Geschichte. Und was nicht ganz wahr ist, stimmt trotzdem.
Ein dreibeiniger Hund hüpft durch die viel zu hollywoodadaptierte Szenerie des Übergangslagers. Moritz Bleibtreu als David Bermann erscheint mit Mafioso-Schnauzer und Hut auf der farbfilterintensiven Bildfläche und bahnt sich grüßend, mit dem dreibeinigen Hund auf dem Arm, durch die Menschenmassen der kleinen jüdischen Barackensiedlung. Abends, in der Kneipe sitzend, entwickelt er zusammen mit seinem Kompagnon Holzmann (Mark Ivanir) einen Schlachtplan, wie sie Geld für die Auswanderung nach Amerika auftreiben können.
Bermanns Geschäftsidee: Feinste Wäsche aller Art, hübsch verpackt und zielsicher vermarktet an die Deutschen verkaufen. Holzmann besorgt die dafür notwendige Geschäftslizenz bei der US-Militärverwaltung und beide starten zusammen mit den jüdischen Verkäufern Fajnbrot (Tim Seyfi), Fränkel (Anatole Taubmann), Verständig (Hans Löw), Szoros (Mál Mácsai) und Krautberg (Václav Jakoubek) ihr Unternehmen, ziehen von Tür zu Tür und verkaufen mit ausgeklügelten Maschen ihre Wäschepakete. Schnell floriert das Geschäft und man möchte meinen, der Auswanderung nach Amerika stehe nichts mehr im Wege. Doch Bermann wird von seiner Vergangenheit im Nazi-Deutschland eingeholt und von der attraktiven, aber unerbittlichen US-Offizierin Sara Simon (Antje Traue) bezüglich seines Besuches auf dem Obersalzberg, seiner zwei Pässe und einer möglichen Kollaboration mit den Nazis verhört.
„Es war einmal in Deutschland …“ ist eine dramatische Nachkriegskomödie, die versucht, mit Humor und Hollywood-Manier sich den jüdischen Holocaustüberlebenden, die nach dem Krieg in Deutschland geblieben sind, anzunähern und ihre Geschichte zu erzählen. Durch die sieben unterschiedlichen Verkäufercharaktere eröffnet der Film eine abwechslungsreiche breite Spannweite verschiedener Einzelschicksale, Leidensgeschichten und Erfahrungen und balanciert auf einem Seidenfaden zwischen witzigen Dialogen und emotionalen Monologen. Mit teilweise bitterem Humor räumt der Film erstaunlicherweise mit Vorurteilen auf, anstatt diese komplett zu verteufeln.
Jedoch gelingt nicht immer jeder Witz und besonders Bleibtreu als charmantes Schlitzohr wirkt oft im Vergleich zu den anderen Schauspielern etwas zu aufgesetzt. Dass der Film seiner literarischen Vorlage leider nur in seltenen Momenten gerecht wird, ist von Anfang an absehbar, spätestens als Bleibtreu auf der Bildfläche erscheint. Unglücklicherweise ist „Es war einmal in Deutschland“ nur ein weiterer durchschnittlicher deutscher Film, der versucht, etwas ganz Großes zu sein.
Felicitas Galinat
Es war einmal in Deutschland… Deutschland/Luxemburg/Belgien 2017, Regie: Sam Garbarski
Mit Moritz Bleibtreu, Antje Traue, Tim Seyfi, Anatole Taubman, Mark Ivanir, Jeanne Werner, Joel Basman
Zu sehen im Programmkino Ost und in der Schauburg
http://www.eswareinmalindeutschland.x-verleih.de