Ein letzter Job
Verbrechen lohnt sich nicht, my darling …
Dem einen zieht’s hier, dem anderen da, der eine hört nicht mehr richtig, der andere nickt dauernd ein, ein weiterer muss ständig pinkeln. Taufrisch sind diese Herren jedenfalls nicht mehr. Das hindert sie nicht, auf den letzten Lebensmetern noch einen Coup zu planen – den berühmten »Hatton Garden Raub« im Londoner Diamantenviertel. Und der fand wirklich statt im Jahre 2015, gilt als einer der größten Einbrüche aller Zeiten in Großbritannien. Dass die über 60- und 70-jährigen tattrigen Diebe überhaupt was zustande kriegen, verwundert. Über Ostern gehen sie die Sache an, bohren ein Loch in eine Betonwand und erbeuten Juwelen, Bargeld und Gold im Wert von 200 Millionen Pfund aus dem bestgesicherten Tresor Londons. Doch dann beginnt’s zu kriseln. Was tun mit dem Zeug, wer kriegt wie viel?
Die Fäden in dieser Kriminalkomödie zieht Michael Caine als Brian Reader, stolzer 77-jähriger Witwer, der sich langweilt. Er hält das verwegene Trüppchen, darunter auch Schauspielgrößen wie Jim Broadbent, Tom Courtenay oder Ray Winstone, zusammen, die sich bald misstrauisch beäugen und nicht mehr über den Weg trauen, sich quasi selbst ans Messer liefern. Denn Scotland Yard hat sie schon im Visier… Die Seniorenspäße sind nicht immer sensibel oder von britischer Zurückhaltung geprägt, nicht nur die Knochen sind morsch, auch das Hirn arbeitet nicht mehr auf Hochtouren. Nur Caine als Anführer hält das Fähnchen von Ironie und Sarkasmus hoch, macht das routiniert und wunderbar. Ohne ihn wäre die Gefahr einer Seniorenklamotte gegeben. Aber so reißt er durch seinen coolen Auftritt und ein bisschen Tiefgang immer wieder das Ruder herum, wenn Gags und Komik auf der Stelle treten. Am Ende amüsiert man sich doch über die betagten Wirrköpfe, die auf ihre alten Tage lernen: Verbrechen lohnt sich nicht, my darling…Margret Köhler
Ein letzter Job Großbritannien 2018, Regie: James Marsh
Mit Michael Caine, Charlie Cox, Michael Gambon, Jim Broadbent, Tom Courtenay,
ab 25. April in der Schauburg