Die vegetative Kraft des Wassers
Arbeiten von Michael Klose und Elke Heber in der Galerie Mitte
Unter dem Titel »Von der Poesie des Wassers« stellt der in Arnsdorf lebende und arbeitende Maler Michael Klose (geb. 1963 in Dresden) seine neue Malerei in der Galerie Mitte vor. Die Elbe bei Dresden hat den studierten Architekten schon immer als malerisches Motiv interessiert, vor allem aber das von ihm seit 1998 in vielen Varianten und Serien dargestellte Blaue Wunder bei Loschwitz. Eine Entdeckung waren auch die Seen südlich der Müritz 2021. Themen aus der Natur gehörten verstärkt seit 1994 zu seinem malerischen Repertoire, zum Beispiel der Wald. Jüngst im April zeigte das Schloss Klippenstein eine Auswahl von Kloses impressionistischen Momentaufnahmen unter dem Titel »Die Stille des Wassers«. Zu seiner Überraschung fand er in der Nähe des heimatlichen Arnsdorf einen Dorfteich, der mit weißen, zartgelben und rosa getönten Seerosen bewachsen war. Kloses Interesse galt dabei den jeweiligen Lichtsituationen, dem Atmosphärischen von Wetter und Jahreszeit sowie den wechselnden Wachstumszuständen des Teiches. In der Galerie Mitte sind große und kleinere Formate von Elblandschaften, Seerosenbilder, aber auch einige Bilder von Dresdens schönster Brücke zu sehen. Vom Acryl kommend, arbeitet er seit 2010/15 in Öl, malt aber auch, ganz vom Motto her dem Wasser verpflichtet, seit 40 Jahren immer wieder Aquarelle, oft während Pleinairs, wie im Frühjahr im Forstbotanischen Garten von Tharandt, gemeinsam mit der Malerin Michele Cyranka und anderen Künstlern.
Die große Seerosen-Serie entstand im Zeitraum zwischen 2020 und 2023 in Arnsdorf, nachdem er sieben Jahre keine Seerosen mehr gemalt hatte. 2012 hatte er bereits eine Serie von Aquarellen unter diesem Thema geschaffen, von denen ein Teil auch in der jetzigen Ausstellung zu sehen ist. Der Teich wurde zum Ziel fortwährender Besuche, nach dem aktuellen Zustand immer wieder skizziert und im heimatlichen Atelier als Ölbild ausgeführt. Die Seerose faszinierte schon Claude Monet, dessen zahlreiche Seerosenbilder zwischen 1914 und 1917 im Dorf Giverny entstanden, wo sich der Impressionist gegen Ende des 19. Jahrhunderts ein Haus gekauft und einen Teich mit Wasserrosen (Nymphacea) angelegt hatte. Der lateinische Name geht nach Plinius auf einen Mythos zurück, nachdem eine Nymphe, die Herakles begehrte, in eine Seerose verwandelt wurde. Monet arbeitete in einer mehrdimensionalen Perspektive auf den Teich mit Lichteffekten, Spiegelungen und Einbeziehung von Elementen der Umgebung. Klose hat den Garten von Giverny bei Paris auch besucht. Seine Bilder betonen die malerische Seite der Seerose in oft leicht abstrahierter Form mit wie gehauchten Farbtupfern, duftigen und sinnlich anmutenden Blüten. Die erotische Opulenz der Bilder wird durch den Fokus auf die Blüte und der sie umgebenden Unschärfe gesteigert. Aus dem »Krötenbruch« in der Dresdner Heide (nahe der Heidemühle) hat Klose viele Anregungen für seine Malerei empfangen: Eine Auswahl von drei dichten, farbintensiven, eher dunkelnden, abstraktnahen Kompositionen fängt die mystisch-geheimnisvolle Waldatmosphäre des periodisch austrocknenden Tümpels ein. Die großen Elblandschaften (»Elbtal IV«, Mischtechnik, 2021) geben der Weite Raum und sind oft wie aus der Mitte des Flusses auf die Landschaft mit niedrigem Horizont gerichtet. Auch die Drippings (Farbverläufe) auf dem Ölbild »Elbtal VII.« (2023) sind ein Verweis auf das Spiel der Fantasie mit Wasser und seinen Spuren. Arbeiten vom Großen Garten, dem Müritzsee und dem Polenztal ergänzen die Ausstellung.
Im Kabinett zeigt die Dresdner Malerin und Keramikerin Elke Heber ihre Bilder vom Geflügelhof Schmadebeck. Gänse und Hühner marschieren in dieser originellen Ausstellung unter dem klangvoll-gravitätischen, italienischen Titel »el gato come el pollo« (Die Katze frisst das Huhn) in oft eigenwilligen Posen, von vorn und hinten gesehen, über getönte Zeichen- und Pastell-Papiere. Sie erscheinen auch als in Braunbrand geritzte Motive auf Keramiktellern, Platten, Tassen und Vasen (in zwei Vitrinen platziert). Der Bezug zu Michael Kloses Brückenthema wird in der Tiergroteske »Die Gans vom Blauen Wunder« (auf Marker, 2011) hergestellt. Zwei farbige Sopraporten werfen Blicke auf den Geflügelhof und das schnatternde und krähende Treiben. Daneben präsentiert Elke Heber Eindrücke von einer Afrika-Reise in den Ngorongoro-Krater (Mischtechniken, 2017, Acryl/Tusche 2021) mit anmutigen Herden von Zebras und Giraffen sowie eine Allegorie unter dem Titel »Des Tigers Traum vom Siebengestirn« (Tusche).
Heinz Weißflog
Michael Klose: Von der Poesie des Wassers Galerie Mitte, bis 26. August, www.galerie-mitte.de